Die Autorinnen Andrea Budke und Dorthe Ferber begleiten Kenda bei seinen letzten Tagen in Prosper-Haniel. Die Arbeit unter Tage ist ein harter Job. „Wir passen deshalb wie Brüder aufeinander auf. Da ist es gleich, ob der Bruder nun Andreas oder Ali heißt.“
Gemeinschaft weit über die Werkstore hinaus: Es ist ein besonderer Zusammenhalt, den die Kohle im Ruhrgebiet geschaffen hat. Und sie hat die Menschen und die Natur geprägt: Über die Jahre ist die Erdoberfläche mancherorts um bis zu 25 Meter abgesunken. Ohne ständiges Abpumpen des Grubenwassers wäre das Ruhrgebiet heute eine riesige Seenlandschaft. Um das zu verhindern, dreht sich etwa in Duisburg-Walsum eine 15 Meter große Pumpe unter der Erde. Der gelernte Bergmann Andreas Roßbach ist jetzt für die so genannte „Wasserhaltung“ verantwortlich: „Bisschen Wehmut ist natürlich dabei, wenn ich mir überlege, was die Kernaufgaben eines Bergmanns eigentlich sind. Aber einer muss es ja machen.“
Mit dem Ausstieg aus der Steinkohle ist Deutschland auch Vorreiter im sogenannten Nachbergbau geworden. Den kann man an der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum sogar studieren: Ingenieurswissen, das künftig zum Exportschlager werden könnte. Die Autorinnen erfahren von den Studenten: „Unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind sehr gut. Allein in Nordrhein-Westfalen ist jede zweite Kommune vom Nachbergbau betroffen. Und international ist „post-mining“ von den USA bis nach China gefragt.“
Was kommt, wenn die Kohle geht? Auf dem Gelände der Hertener Zeche Ewald ist schon seit dem Jahr 2000 Schicht im Schacht – seitdem sind hier hunderte neue Jobs entstanden. Von der Baufirma bis zum Revuetheater sind etliche neue Mieter in die denkmalgeschützte Zeche eingezogen, manche Maschinenhalle wird heute auch für private Feste gebucht. Denn die Industriekultur habe ihren ganz eigenen Charme, sagt Geschäftsführer Marc Baumüller: „Woanders feiern die Leute Hochzeit in Schlössern, im Ruhrgebiet auf der Zeche.“
Nebenan, in der ehemaligen Heizzentrale der Zeche Ewald bringen Travestie-Künstler als Marilyn Monroe oder Annie Lennox mehrmals wöchentlich ihr Publikum zum Staunen. „Wenn Glitzer und Glamour auf rostige Bergbau-Relikte treffen, entsteht eine einzigartige Theateratmosphäre“, schwärmt Revue-Palast-Chef Christian Stratmann.
Die Doku zeigt Wehmut und Hoffnung. Und, dass etwas bleiben wird: Das Ruhrgebiet als einzigartige Kulturlandschaft mit großartigen Menschen.