Lebensraum für Geparden wird eng
Weltweit leben nur noch rund 7.000 Geparden in Freiheit. Es steht schlecht um die schnellsten Landsäugetiere der Erde. Der Bestand geht weiter rapide zurück. In einer Spurensuche beleuchtet Hannes Jaenicke die Ursachen der dramatischen Entwicklung.
Aufklärungsarbeit ist wichtig
Hannes Jaenickes erste Station: Namibia. Hier gelten die Geparden-Bestände als stabil. Eine Erfolgsgeschichte, die vor allem der unermüdlichen Arbeit der amerikanischen Wissenschaftlerin und Geparden-Expertin Dr. Laurie Marker zu verdanken ist. Vor über 30 Jahren hat sie in Namibia eine Organisation zum Schutz von Geparden gegründet, den Cheeta Conservation Fund - kurz CCF. 95 Prozent der Geparden Namibias leben außerhalb von geschützten Gebieten - immer wieder kommt es daher vor, dass die Raubkatzen in die Nähe von Siedlungen oder Viehherden auftauchen. Eine Situation, die für Geparden nicht selten tödlich endet: Sie werden erschossen oder vergiftet.
Dr. Laurie Marker und das Forscher-Team des CCF konnten allerdings durch Studien beweisen, dass Geparden nur im absoluten Ausnahmefall Nutztiere reißen. Wissenschaftliche Ergebnisse, die der CCF mit der lokalen Bevölkerung teilt. Aufklärungsarbeit ist extrem wichtig, um die Einstellung gegenüber Raubtieren zum Positiven zu verändern.
Der Handel mit exotischen Haustieren blüht
Der CCF versucht bereits seit Jahren, den illegalen Handel mit Gepardenbabys zu bekämpfen. Vor allem im östlichen Teil des afrikanischen Kontinents werden die Babys den Eltern in der freien Wildbahn entrissen. Ihr Weg als lebendige Schmuggelware führt sie in der Regel über den Jemen in die Golfstaaten und Saudi-Arabien. Dort enden sie als exotische Haustiere in den Wohnzimmern wohlhabender Privatpersonen. Für jedes Gepardenbaby, das illegal auf dem Markt landet, sind mindestens fünf junge Katzen beim Fang und Transport gestorben. Und das hat dramatische Auswirkungen auf die Geparden-Bestände in freier Wildbahn. Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate hat zwar im Jahr 2017 ein Gesetz verabschiedet, welches die private Haltung von Geparden und anderen Wildtieren unter Strafe stellt - jedoch gelten gefährliche Tiere nach wie vor als Statussymbol, als Zeichen von Stärke und sind daher ein beliebtes Fotomotiv in den sozialen Medien.
Auch bei uns in Deutschland werden exotische Haustiere immer beliebter. Hannes Jaenicke will wissen, wie die zahllosen Exoten ihren Weg zu den Liebhabern finden - er besucht im Ruhrgebiet das größte Zoogeschäft der Welt, beleuchtet den florierenden Onlinehandel, trifft Experten von Tier- und Artenschutzorganisationen und versucht, Licht in den Dschungel deutscher Gesetze zu bringen. So ist, wie ein Beispiel in der schwäbischen Stadt Heilbronn zeigt, die Haltung von Geparden Privatleuten gestattet, solange es sich nicht um Tiere aus freier Wildbahn handelt, sondern um Nachzuchten.
Jedes Tier ist Teil der Natur
Am Ende seiner Reise trifft Hannes Jaenicke zum ersten Mal Geparden in freier Wildbahn: in einem privaten Naturreservat in Südafrika. Das 180 Quadratkilometer große Schutzgebiet ist eingezäunt, der Tierbestand wird von Menschen gemanagt - auch die Geparden. Ein ausgeklügeltes Schutz-Konzept, das aufgeht: Der Geparden-Population geht es dort ungewöhnlich gut. Aber wie sieht die Zukunft der grazilen Raubkatzen in freier Wildbahn aus? Les Carlisle, der Conservation-Manager des Reservats, ist davon überzeugt, dass Geparden und auch andere Raubtiere nur noch in eingezäunten und quasi "betreuten" Gebieten eine Chance haben, zu überleben. Laurie Marker ist hoffnungsvoller: Sie glaubt fest daran, dass ihre Schützlinge ihr letztes Rennen noch gewinnen können, wenn es uns gelingt, Probleme wie Bevölkerungswachstum, Armut und Flächenverluste zu lösen und damit den Lebensraum der Geparden zu schützen.
Hannes Jaenicke fasst seinen Einsatz für Geparden zusammen: "Habitatverlust und Flächenfraß sind nicht nur in Afrika ein großes Problem. Auch bei uns in Deutschland werden Tag für Tag mehrere fußballfeldgroße Areale an Grünflächen vernichtet. Und wir müssen auch nicht jeden Wolf gleich erschießen, der unseren Siedlungen zu nahe kommt. Wir reden immer von Raubtieren, Nutztieren, Schadtieren, Beutetieren, Haustieren - aber alle diese Definitionen werden von uns Menschen gemacht. Dabei ist jedes Tier Teil der Natur und deshalb schützenswert."