Lösungen müssen her, um dem Personalmangel entgegenzuwirken. Diskutiert wird eine 42-Stunden-Woche. Doch ist das mit den New-Work-Idealen junger Berufseinsteiger vereinbar, die eher an eine Viertagewoche denken? Können wir uns weniger Arbeiten leisten?
Sissy Metzschke und Tarkan Bagci gehen dieser Frage nach und treffen junge Arbeitnehmer der sogenannten Generation Z – das sind die zwischen 1995 und 2012 Geborenen. Sie sprechen auch mit Unternehmern, Wirtschaftsexperten sowie einer Zukunftsforscherin. Laut einer Umfrage wären knapp 40 Prozent der unter 34-Jährigen lieber arbeitslos als unglücklich im Job. Stichwort Flexibilität, Sinnstiftung und Selbstverwirklichung. Doch geht das, wenn so viel Personal auf dem Arbeitsmarkt fehlt?
Klar ist: Der Markt hat sich von einem Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt gewandelt. Im sogenannten War for Talents reißen sich Unternehmen um neue Fachkräfte.
Attraktiv sind für viele neue Arbeitsmodelle wie die Viertagewoche. Was in Deutschland noch von einzelnen Betrieben im Alleingang getestet wird, wird seit Juni 2022 in Großbritannien genauer untersucht: Für sechs Monate testen Betriebe, welche Auswirkungen eine Umstellung auf das 100-80-100-Modell hat: 100 Prozent Lohn bei 80 Prozent der Arbeitszeit und trotzdem 100 Prozent Produktivität. Arbeitsforscher Philipp Frey vom Karlsruher Institut für Technologie beteiligt sich an dem Projekt. Sein erster Eindruck: "Obwohl kürzer gearbeitet wird, wird insgesamt immer noch gleich viel erledigt wie davor." Zudem würde der Stress in der Belegschaft sinken, was wiederum positive Auswirkungen auf Krankenstände haben könne.
Prof. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft betrachtet die Viertagewoche skeptisch: "Die Hoffnung, dass man eine Arbeitszeitverkürzung nutzen kann und automatisch nutzen wird für einen Produktivitätsimpuls […] – das hat sich nicht wirklich bestätigt", so der Ökonom. Seine Skepsis überrascht nicht: Neben Sigmar Gabriel und BDI-Chef Siegfried Russwurm spricht sich auch Hüther offen für eine 42-Stunden-Woche aus, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dennoch räumt er ein, dass eine Erhöhung der Wochenstunden nicht für alle Branchen umsetzbar sei.
Die Doku-Reihe "ZDFzoom: Grauzone" behandelt kontroverse Themen und stellt sich gegen ein vereinfachtes Schwarz-Weiß-Denken. Die Hosts decken Missstände in ihrer Komplexität auf und lassen Menschen mit ganz unterschiedlichen Sichtweisen zu Wort kommen. Ziel ist es auch, die andere Seite zu verstehen. Das Doku-Format vermittelt zugleich fundiertes Wissen zu dem jeweiligen Thema, damit sich die Zuschauerinnen und Zuschauer eine eigene Meinung bilden können.
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