Die Rocky Mountains sind auch wichtiger Teil des US-amerikanischen Gründungsmythos. Es waren die Pioniere und Siedler aus Europa, die, um ein neues Leben zu beginnen und neues Land im Westen zu erobern, die monumentalen Rocky Mountains bezwangen
Mit bis zu 4.400 Meter hohen Bergen war das Gebirgsmassiv lange ein schwer zu überwindendes Hindernis auf dem Weg Richtung Westen, zum Pazifik, der „Final Frontier“. Gleichzeitig hatten die Ureinwohner seit tausenden von Jahren dort in Harmonie mit ihrem Land und der Natur gelebt.
ZDF-USA-Korrespondentin Claudia Bates und ihr Team stellen die Rocky Mountains des Jahres 2022 vor. Noch immer ist die Mentalität der Menschen, die im oder am Gebirge leben, geprägt vom Gedanken, Widrigkeiten zu überwinden und in der wilden Natur zu überleben.
Auf ihrer Reise durch die Rocky Mountains trifft sie im Reservat der Blackfeet auf American Natives. Zwei Stammesälteste, John Murray und Tyson Running Wolf, nahmen das ZDF-Team mit auf Land, das ihnen heilig ist und nur mit Pferden zu erreichen ist. Sie erzählen, dass sie immer noch um ihren Lebensraum kämpfen müssen, z.B. um ihn vor Ölbohrungen zu schützen. Und immer geht es auch um ihre Souveränität. Ihre Vision ist es, dem Leben der Vorfahren wieder näher zu kommen und zurückzukehren zu ihren Wurzeln. Auch um damit Verwerfungen in ihrer eigenen Kultur zu heilen. „Wir sind keine Demokraten und wir sind keine Republikaner. Ja, wir sind sogar nicht einmal wirklich Amerikaner. Wir sind Piikáni, Blackfeet.“, sagt John Murray. Die Reportage berichtet auch vom neuen Immobilien-Goldrausch in Montana. Reiche Amerikaner haben längst das schöne Wohnen mit Ausblick auf die Rockies entdeckt und treiben die Landpreise in die Höhe. Das verdrängt die Einheimischen. Der ursprüngliche Lebensstil, den die Zugezogenen suchen, wird durch das massive Wachstum kleiner Städte zerstört. Zu Lasten der unberührten wilden Natur.
Zwischen den Bergen der Rockies und der unendlichen Weite der Great Plains macht das Team auf einer Rinderfarm halt. Alteingesessene Farmer kämpfen mit fallenden Rindfleischpreisen und einer Monopolbildung in der Fleischindustrie. Tausende müssen jedes Jahr aufgeben. Auch Rancher Steve Charter steht vor dem Aus. Außerdem liegt unter seinem Land ein Schatz: Kohle. Die Betreiber der benachbarten Mine versuchen, ihn von seinem Land zu verdrängen. Es sind historische Kämpfe, die in den Rockies immer noch ausgefochten werden. „Diese Situation ist nicht neu, das geht zurück bis zu den Tagen der Räuberbarone. Zu dieser Zeit haben diese großen Firmen eine Menge Macht angehäuft. Und der Kampf darum, wer das Land kontrolliert, geht immer weiter“, sagt Steve Charter.
Vom Umgang mit der Natur und deren Gewalten erzählt auch die passionierte Kletterin Madaleine Sorkin. Sie nimmt die Autorin und ihr Team mit zu einer Steilwand der Rockies. Sie ist eine der wenigen weiblichen Freeclimber. Schwer zu Überwindendendes fordert sie heraus. Berge zu erobern, treibt sie an.
Diese Mentalität des Eroberns und Bezwingens machten die Besiedlung Amerikas durch die Europäer einst möglich. Und noch immer ist sie bei den Menschen hier präsent. Die Rocky Mountains sind auch ein Symbol für die uramerikanische Sicht, dass Hindernisse dafür da sind, überwunden zu werden.