Aufregend, chaotisch und voller Widersprüche ist Tel Aviv. Die prachtvolle Strandpromenade und die vielen stylischen Bars ziehen Einheimische und Touristen aus aller Welt an.
Die Tel Avivis lieben ihre Stadt, auch wenn sie laut und dreckig ist und stinkt und oft ein rauer Ton herrscht. Auch der Schwabe Norbert Hoepfer hat sich für das Leben hier entschieden. Der Putzmeister restauriert Häuser im berühmten Bauhausviertel, der „Weißen Stadt“. Überall in Tel Aviv wird wie verrückt gebaut, 70 Jahre nach der Staatsgründung Israels 1948. Der Schwabe berichtet auch, was er macht, wenn in Tel Aviv wieder einmal die Sirenen heulen. Denn obwohl niemand die Realität in Israel so gut verdrängen kann wie die Tel Avivis, liegt die Stadt doch mitten im Konfliktgebiet. Und wenn die Hamas wie zuletzt 2014 Raketen aus Gaza schießt und jeder nur 15 Sekunden hat, um in einem Bunker Schutz zu suchen, dann ist sie plötzlich auch hier spürbar, die Angst vor Terror und Krieg.
In Jerusalem beten die Leute, in Haifa arbeiten sie und in Tel Aviv wird gelebt, heißt es in Israel. Und zum guten Leben gehört Matkot, Israels heimlicher Nationalsport. Eine Art Strandtennis, laut und nervig, aber irgendwie macht es auch süchtig, sagt Amnon Nissim. Der 72jährige ist Matkot-König und hat sogar ein Museum, durch das er Besucher gern führt, wenn er nicht gerade am Strand ist, wo er – klar – Matkot spielt. Musik an, Kippa auf und ab geht es mit dem Party-Bus quer durch die Stadt: Orthodoxe Hippies sind so jedes Wochenende in Tel Aviv unterwegs, ihre Mission: Glaube durch Lebensfreude! Kaum ruhiger geht es im arabischen Stadtteil Jaffa im Laden von Rami Gilucha zu; hier ist nie ein Stuhl frei. Der Barbier ist gläubiger Jude, seine Familie stammt aus Usbekistan. In sein Geschäft dürfen nur Männer, fremde Frauen darf Rami nicht anfassen. Und doch könnte die Mischung seiner Kunden bunter nicht sein: Juden, Araber und Christen, alle schwören auf Ramis Handwerk und alle wollen in seinem Laden die neuesten Jaffa-Gossips hören.
So feiern sie das Leben in Tel Aviv, obwohl – oder gerade weil – sie von Chaos umringt sind.