Pegida spaltet und polarisiert, seit fast fünf Jahren. Montag für Montag in barocker Kulisse. Das prächtige Elbflorenz so pegida, so fremdenfeindlich? Autorin Bruni Reitzenstein sucht in ihrer Heimatstadt Antworten, spricht mit Verwandten, Freunden, Ex- Kollegen.
Es ist eine ganz persönliche Reise durch eine Stadt der Risse, in der die Nerven blank liegen bis hinein in die Familien. „Bananen wollten wir haben, Flüchtlinge haben wir bekommen“, sagt ihr Großcousin Frank, Pegida-Anhänger und bekennender AfD-Wähler. Für ihn ist klar: Merkel muss weg. Viele ehemalige Klassenkameraden der Autorin, die 1984 per Ausreiseantrag die DDR verlassen hat, sehen das anders. Sie sind stolz darauf, dass eine Ostdeutsche Bundeskanzlerin ist. Die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin im Jahr 2015 halten viele hier allerdings auch für einen Fehler. Die meisten, die Bruni Reitzenstein getroffen hat, fühlen sich nicht als Wendeverlierer und können mit der Pegida-Bewegung wenig anfangen. Im Gegenteil: Sie wollen, dass ihre Heimatstadt nicht immer mit den Protest-Demonstranten in Verbindung gebracht wird. Dennoch ist Unzufriedenheit deutlich zu spüren: zu viele Westdeutsche in Führungspositionen, die Abwicklung der ehemaligen DDR durch die Treuhand, weniger Rente, Angst vor Arbeitslosigkeit und vor zu hohen Mieten.
Dresden hatte immer eine besondere Stellung, eine Randlage in vielerlei Hinsicht – auch zu DDR-Zeiten als „Tal der Ahnungslosen“. Heute, im Jahr 30 nach dem Mauerfall, ist Dresden eine zerrissene Stadt.