Die Kamera vermag es, Türen zu öffnen. Ich kann Menschen begegnen, die uns einen Einblick in ihre Lebensverhältnisse gewähren. Mich haben während der Dreharbeiten vor allem die Jugendlichen im Centro Afro in Tumaco beeindruckt. Wie sie der täglichen Gewalt und dem Unfrieden trotzen, wie sie es schaffen, in guter, gemeinschaftlicher Art und Weise eine Alternative zu dem Elend zu leben und auszuleben. Sie strahlen eine Zuversicht aus, die mich sehr demütig macht – denn angesichts der Armut und der Gewalt ist es so viel schwieriger, hoffnungsvoll zu bleiben. Die jungen Menschen in Kolumbien haben mich bestärkt, dass es immer möglich ist, sich für Frieden einzusetzen, egal, wie problematisch die Umstände sind.
Dreharbeiten in Israel und Kolumbien gehören nicht zum Alltag – in diesen Ländern gelten verschärfte Sicherheitsregeln. Einfach eine Kamera aufzustellen ist nicht immer möglich und folgt anderen, für uns Deutsche oft nicht leicht durchschaubaren Regeln. In Jerusalem oder in der Westbank kann es sein, dass wir durch unsere Präsenz bereits eine Provokation darstellen. Hier ist es nötig, mit einheimischen Fachkräften zusammenzuarbeiten, die einerseits über die notwendige Erfahrung, anderseits über Sprachkenntnisse verfügen sowie Sitten und Gebräuche kennen, damit ein Dreh überhaupt funktionieren kann und vor allem ‒ sicher ist. Wir haben hier vor Ausbruch des Krieges mit Danilo gedreht.
Dies gilt umso mehr für ein Land wie Kolumbien, in welchem Pressefreiheit nicht sonderlich gut funktioniert, weil "bestimmte Menschen" kein Interesse haben, sichtbar zu werden. Auch nicht unbeabsichtigt. Gleichzeitig gibt es häufig eine Offenheit und eine große Lust, sich mitzuteilen und etwas aus dem Leben und Alltag zu erzählen.
Der Krieg gegen die Ukraine ist nicht mehr das nachrichtenbeherrschende Thema, weil es vom Hamas-Terror überlagert worden ist. Gleichzeitig gibt es neben diesen beiden Konflikten weltweit noch viel mehr Unfrieden. Diese Dokumentation soll den Blick weiten. Wir möchten zeigen, wie komplex Friedensverhandlungen und -bemühungen sind, wie langwierig und zäh sie sich gestalten. Gleichzeitig geht es immer darum, Vertrauen zu schaffen, um überhaupt miteinander ins Gespräch zu kommen. Dies ist die Grundlage für jedwede Friedensinitiative.