Susanne Freitag-Carteron hat den Astronauten aus dem Saarland vor und bei seinem Aufenthalt in der Umlaufbahn begleitet. Mehrfach konnte sie ihn direkt auf der ISS sprechen und einen Eindruck von seinem All-Tag bekommen, der mit über 100 Experimenten gut gefüllt war.
In Europa herrschte noch Frieden, als Matthias Maurer am 11. November gemeinsam mit drei NASA Astronauten in einem Crew Dragon-Raumschiff der US-Firma SpaceX zur Internationalen Raumstation (ISS) aufbrach. Kaum abwarten konnte er den Blick aus der Cupola, dem Beobachtungsturm der ISS: „Als ich das erste Mal in die Cupola schwebte, bin ich erschrocken über die Schönheit unseres Planeten. Die Atmosphäre ist wie ein leuchtender Saum um die Erde zu erkennen. Als ich das gesehen habe, wurde mir im Bruchteil einer Sekunde klar: wie wir mit unserm Planeten umgehen, das ist gar nicht gut.“
Matthias Maurer hat im All Beton gemischt und getestet, ob bestimmte Oberflächen Bakterien abweisen können. Auch führte er zahlreiche medizinische Versuche am und mit dem eigenen Körper durch. Neben seinen Experimenten in 400 km über der Erde, soll der vierte deutsche Astronaut auf der ISS auch Werbung machen – für seinen Beruf und für die Raumfahrt, u.a. auf Social-Media-Kanälen. Dort präsent zu sein, gehört mittlerweile auch zum Job eines Astronauten. „Wir nutzen soziale Medien, um den Menschen auf dem Boden mitzuteilen, wie fühlt man sich als Astronaut, wie lebt man als Mensch im Weltall“, sagt er.
Dann wandelte sich plötzlich die Weltpolitik. Russland griff am 24. Februar die Ukraine an. Der Krieg beherrscht seitdem die Schlagzeilen und gefährdet auch die bislang erfolgreiche Zusammenarbeit auf der ISS. Die Station war Ende des letzten Jahrhunderts geplant worden, als menschlicher Außenposten vor allem der zwei großen Raumfahrtnationen Russland und USA im Weltall. Und es sollte von Anfang an auch ein Projekt und Symbol friedlicher Koexistenz sein.
Die Spannungen zwischen USA und Russland fallen in eine Zeit, in der die Raumfahrt vor großen Umbrüchen steht. Die Erkundung des Weltalls und bemannte Missionen war bislang in der Hand staatlicher Agenturen und Zeichen nationaler und technologischer Fortschrittlichkeit. Mit dem Auftreten privater Raumfahrtfirmen wie SpaceX, die schon heute allein für den Transport US-amerikanischer Missionen ins All zuständig ist, wird sich die Erkundung und Nutzung des Weltraums weiter kommerzialisieren. Zukünftig sollen vermehrt Touristen die Erde aus dem Orbit betrachten können. Am 8. April startete bereits die erste rein private Crew zur ISS. Für Matthias Maurer eine Abwechslung im arbeitsreichen Astronauten-Alltag.