Hoffnung und Sorge begleiten das Projekt. Das erfahren die Reporter an einem Güterzugterminal in der kasachischen Steppe, in einer Jurte in den kirgisischen Bergen, in Sri Lanka und am Duisburger Hafen. Über die legendäre Handelsstraße führt Chinas Weg zur globalen Macht.
Die Autoren reisen auf zwei Wegen Richtung Westen: Odenthal folgt der Seeroute, entlang derer China Stützpunkte ausbaut, während Reichart der alten Seidenstraße durch Zentralasien folgt. Auf ihre Reise entdecken sie überwältigende Landschaften, magische Orte und uralte Karawansereien, an denen der Mythos der alten Seidenstraße nach wie vor weiterlebt. Gleichzeitig begegnet ihnen auf Megabaustellen und riesigen Güterumschlagplätzen Chinas neuer, machtvoller Einfluss. Überall hoffen Menschen darauf, dass der Handel und Austausch der Güter ihnen und ihren Kindern Arbeit und Wohlstand bringen. Genauso wie vor hunderten von Jahren die alte Seidenstraße. Und viele fürchten, dass ihnen die Zukunft im Zeichen des chinesischen Drachen nichts Gutes bringt. Doch viele erleben bereits jetzt, dass für das, was China als Entwicklungshilfe verkauft, ein Preis zu zahlen ist.
Auch im zweiten Teil ihrer Reise entlang des alten und neuen Handelsweges begegnen den Autoren Normen Odenthal und Thomas Reichart Menschen, auf deren Rücken China seinen Kampf um Macht und Einfluss in den jeweiligen Gebieten austrägt.
„Sauberes Wasser, die Berge, die Natur sind viel wichtiger als alles Geld, was man uns gibt,“ das erfährt Reporter Thomas Reichart in Kirgisistan. Denn die chinesischen Investitionen bescherten dem Land nicht nur bessere Straßen, Hochspannungsleitungen und Eisenbahntrassen, sondern auch Umweltsünden, Korruption und jede Menge Schulden.
In Usbekistans uralter Handelsstadt Buchara, der nächsten Station von Thomas Reichart, ist die alte, magische Seidenstraße an jeder Ecke mit Händen zu greifen. Überall auf den Basaren verkaufen sie uralte Münzen oder wertvolle arabische Handschriften, geschrieben auf Seidenpapier, versehen mit persischen Kommentaren. Manche dreihundert Jahre alt, andere noch älter. Aber was heißt verkaufen, verramschen würden seine Landsleute die kostbaren Stücke, klagt Oybek Ostanov, der sich ganz dem historischen Erbe seiner Heimat verschrieben hat.
Während Reicharts Team den Legenden der alten Seidenstraße nachspürt, geht es für Odenthal weiternach Oman. Hier hat sich Peking hat ein beachtliches Stück einer neuen Sonderwirtschaftszone in der Wüstenstadt Duqm gesichert. Es vor allem heiß und staubig, von der versprochenen goldenen Zukunft ist noch wenig zu sehen. Auf einem großen Trockendock, das bereits fertiggestellt wurde, werden Schiffe repariert.
In der alten Hafenstadt Sur, auf der Werft von Khali Al-Erami bauen sie ebenfalls Schiffe, jedoch auf traditionelle Weise. „Mein Vater hat mir alles gezeigt, der hat es von seinem Vater gelernt und der wiederum von seinem Vater. Es liegt uns im Blut.“ erklärt der Dau-Bauer dem ZDF-Team. Im internationalen Handel haben Daus keinen Platz mehr. Am Horizont sieht man große Containerschiffe, viele davon unter chinesischer Flagge.
In der französischen Hafenstadt Marseille träumt man davon, europäischer Brückenkopf der neuen Seidenstraße zu werden. Ein kleines Containerdorf in den Hügeln über der Großstadt macht den Anfang: „Marseille International Fashion Center“ oder kurz: MIF 68. Die chinesische Glückszahl 68 soll dem neuen Umschlagzentrum für Produkte aus China fetten Umsatz bringen. Billige Textilien aus Fernost werden hier angeliefert um später in ganz Europa vermarktet zu werden.
Duisburg ist Endstation der Reporterreise und Endpunkt der Landroute der chinesischen „Neuen Seidenstraße“. Die zweiteilige Dokumentation zeigt die Dimension dieses gigantischen Vorhabens, bei dem – so scheint es jedenfalls – kein Stein auf dem anderen bleibt.