Deutschland sitzt in Sachen Sicherheit zwischen allen Stühlen: „Wir haben Systeme in der Bundeswehr, die sind älter als ich“, konstatiert Peter Tauber (CDU), Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung. Gleichzeitig macht Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg unmissverständlich klar: „Wir erwarten, dass die Bundeswehr mehr in die Verteidigung investiert.“
Michael Mueller und Nick Golüke analysieren die deutsche und internationale Verteidigungsarchitektur: Wie ist die Bundeswehr aktuell aufgestellt, wie passt sie sich den neuen, weltweiten Herausforderungen an? Spart sich die Bundeswehr sicherheitspolitisch zu Tode? Was erwartet die Nato von Deutschland, wie lassen sich nationale Strategien und Nato-Strategie zusammenbringen?
In den Augen der USA sind es die Deutschen, die leichtfertig die Zukunft einer Allianz aufs Spiel setzen. Auf drei Gipfeln in Folge hat die Bundesregierung seit 2014 den Verbündeten zugesagt, die Verteidigungsausgaben in Richtung der versprochenen zwei Prozent zu erhöhen. Die Bundesregierung aber rechnet im laufenden Jahr mit 1,35 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt. „Deutschlands Weigerung, seine Zusage zu erfüllen, wird langfristige Folgen für die Fähigkeiten und die Solidarität in der Nato haben", warnt Julianne Smith, ehemalige Sicherheitsberaterin von Obamas Vizepräsidenten Joe Biden. Man „solle nicht glauben, es sei unmöglich, dass die USA unter Trump die Nato verlassen“.
Die Autoren begleiten die schnelle Very High Readiness Joint Task Force, die schnelle Eingreiftruppe der Nato und sind bei einer Nato-Übung der deutschen, niederländischen und norwegischen Brigaden in Polen vor Ort. Russland nennt hier niemand beim Namen. Aber allen ist klar, was hier trainiert wird. Denn Russland hat im Kaliningrader Gebiet weiter aufgerüstet: Dort stehen Raketen vom Typ Iskander, die mit Atomsprengköpfen besetzt werden können. Und nur wenige Kilometer entfernt trainiert die Bundeswehr mit litauischen Einheiten, wie sich der baltische Staat gegen eine Invasion aus dem Osten wehren kann.