Unter dem Hashtag #wasmichamklimastreitnervt diskutierten Tausende: Die Politik tue zu wenig, finden die einen – andere wollen sich nichts verbieten lassen. Was nervt die eine, was die andere Seite an der Klimadebatte?
Das Team um Jochen Breyer hat alle Nachrichten gelesen und einige der Teilnehmer besucht – dann kam Corona. Das öffentliche Leben steht still, kaum mehr Flüge, weniger Autoverkehr, weniger Fabriken in Betrieb – allein in China 25 Prozent weniger CO2-Ausstoß. Doch der Klimastreit ist ja dadurch nicht weg. Deshalb hat Jochen Breyer Menschen, die sich am Aufruf beteiligt haben, auch aktuell per Videotelefonie gefragt: Was ändert Corona an der Klimadebatte?
Noch vor zwei Monaten war die Diskussion in vollem Gange. Millionen Menschen gingen auf die Straße, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Jochen Breyer trifft einen von ihnen per Videochat. „Würde die Politik die Klimakrise als solche anerkennen, gäbe es gar keinen Streit mehr“, hat ihm der 17-jährige Jaromir Schmidt geschrieben. Er engagiert sich bei Fridays For Future in Berlin. Seine Forderung: Deutschland soll als gutes Beispiel voran gehen. Was er als Chance begreift, halten andere für naiv – und gefährlich. So sieht das Volker Sämann. Ihn nerve, dass „fast nur naive Jugendliche und linke und grüne Spinner zu Wort kommen, denen es nur darum geht, Deutschland zu zerlegen“, hatte er geschrieben. Der 71-jährige ehemalige Banker fragt, ob Deutschland tatsächlich alleine die Welt retten kann – und sollte.
Jochen Breyer möchte die beiden gegensätzlichen Positionen zusammenbringen – was passiert, wenn der junge Aktivist und der Pensionär aufeinandertreffen? Bei Breyers Begegnungen wird klar: Das Thema Klima emotionalisiert. Auch Menschen wie Jörg Dahm. Für die Energiewende ist die Windenergie ein wesentlicher Bestandteil, für Jörg Dahm Anlass zur Kritik: Rund um sein Haus wurden Windräder gebaut. „Sobald die anfangen zu drehen, wird man innerlich unruhig“, sagt er. Jochen Breyer besucht auch die Kohlekumpel Klaus Emmerich und Michael Müller, die seit den 80er Jahren im Tagebau Garzweiler arbeiten. Ihr Wunsch: Mehr Akzeptanz, Zeit und Ruhe, um die Energiewende zu stemmen.
„Warum kann die Politik nicht klarere Richtlinien erstellen?“ „Warum wird so viel Verantwortung auf den Verbraucher abgewälzt?“ „Warum wird die Industrie nicht stärker in die Pflicht genommen?“ Diese Fragen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Nachrichten, die Jochen Breyer erhalten hat. Auch Nicole Staub-Demaria wünscht sich klarere Richtlinien. Sie möchte für ihre Kinder ein Vorbild sein und wirkungsvoll nachhaltiger leben. Doch viel zu oft weiß sie nicht, wie: Was ist zum Beispiel besser fürs Klima: Tetra-Pack, Glas- oder Plastikflasche?
Für Breyer ist am Ende des Films klar: Was jeder einzelne macht, ist wichtig. Doch die Corona-Krise lehrt auch: „Eine globale Krise wie die Klimakrise können wir nur gemeinsam bewältigen.“