Eine Kampagne in den sozialen Netzwerken ist Grundlage der Doku. Tausende haben auf den Hashtag geantwortet – einige hat der Moderator herausgegriffen und hautnah erlebt, was für die Menschen schief läuft in Sachen Gerechtigkeit, Mieten und Rente.
„Es ist immer das Gleiche: Die da oben wissen nicht mehr, was da unten läuft“, schrieb etwa Physiotherapeut Eberhard S. aus dem Landkreis Cham. Er beschäftigt 30 Mitarbeiter in drei Filialen. Eine aber musste der 63-Jährige bereits schließen – weil er die freien Stellen nicht besetzen kann: Zu viel Arbeit, zu wenig Fachkräfte; dazu Bürokratie und miserables Internet – es ist ein ganzes Bündel ungelöster Probleme, das den Physiotherapeuten frustriert. Er fühlt sich allein gelassen und von der Politik vergessen. Denn „die da oben denken nur von Wahl zu Wahl“.
Ein anderes großes Thema in den Tweets, Kommentaren, Emails: die Rente. „Ich will kein Millionär werden. Aber ich will für 40, 45 Jahre Arbeit auch ein Rentnerleben in Würde führen“, bringt es Hursit K. auf den Punkt. Seit 27 Jahren arbeitet er für einen Textilbetrieb im Schichtbetrieb. Seine große Angst: Dass die Rente später einmal nicht reicht, er nebenher arbeiten gehen muss, um über die Runden zu kommen. „Und das ist nicht in Ordnung, da muss sich was ändern!“
Aufrütteln, einen Denkzettel verpassen – diese Haltung ist Jochen Breyer auf seiner Reise quer durch Deutschland, durch ganz unterschiedliche Milieus, häufig begegnet. „Der Kinnhaken, den es bei den letzten Wahlen gegeben hat, muss nun wirklich aufrütteln“, bestätigt auch Michael Brand. Er ist der CDU-Bundestagsabgeordnete in Hursits Wahlkreis Fulda. Seine Schlussfolgerung: ein stärkerer Dialog: „Politik und Medien müssen einen Kurwechsel vornehmen. Dieses Um-sich-selbst-drehen führt dazu, dass sich die Leute entsetzt abwenden.“
Auch André M. hat Jochen Breyer geschrieben. Die beiden treffen sich in Berlin-Friedrichshain, wo der 38-Jährige früher gewohnt hat. Leisten kann er sich das Viertel heute nicht mehr: „Zeigen Sie mir mal den, der hier Bäckereifachverkäufer ist und der sich diese Quadratmeterpreise hier leisten kann.“ Mit seiner Frau Andrea verdient der Steuerfachgehilfe zu wenig, um sich eine Innenstadt-Wohnung leisten zu können. Und zu viel, um Wohngeld zu beziehen. Sie leben inzwischen eine Stunde außerhalb der Hauptstadt. Und auch wenn das Geld immer irgendwie reiche, „fühlt man sich doch wie ein Hamster im Laufrad.“ Ihr Wunsch an die Politik: Mehr Absicherung, mehr Interesse an ihrem Alltag und ihren Sorgen, damit die Angst vor der Zukunft nicht ganz so groß ist.
Unterwegs „am Puls Deutschlands“ sucht Jochen Breyer das Gespräch: offen, direkt, unverblümt. Und zeichnet auf diese Weise ein spannendes Bild von davon, was die Politik gegenwärtig falsch macht.