Doğuş erlebt vor zehn Jahren den Verlust seiner Schwester Tuğçe. Die Lehramtsstudentin greift ein, als eine Männergruppe minderjährige Mädchen auf der Toilette eines Fast-Food-Restaurants bedrängt. Zunächst scheint die Situation geklärt, doch auf dem Parkplatz eskaliert sie erneut. In einem Streit wird Tuğçe niedergeschlagen, verliert das Bewusstsein und fällt unkontrolliert auf den Kopf. Sie wird sofort ins Krankenhaus gebracht, wo sie um ihr Leben kämpft. Tuğçe wird mehrfach operiert, doch bald stellen Ärzte den Hirntot fest. Die Familie steht vor der schweren Entscheidung, die lebenserhaltenden Maschinen abzuschalten. Sie beschließen, bis zu Tuğçes 23. Geburtstag zu warten, um sie an diesem Tag gehen zu lassen. Tausende Menschen versammeln sich vor dem Krankenhaus, um Abschied zu nehmen.
Aufklärung, statt Rache
Doğuş Albayrak gründet nach dem Tod seiner Schwester einen gemeinnützigen Verein, um ihr Andenken zu bewahren und anderen zu helfen. Der Verein organisiert Workshops in Schulen, um über Gewalt und Zivilcourage aufzuklären. Von Schülerinnen und Schülern wird Doğuş bisweilen gefragt, ob er keine Rachegedanken hätte. Er stellt klar, dass Rache für ihn nicht der richtige Weg sei. Er hat sich bewusst für das Positive entschieden: „Wir haben uns dafür entschieden, Verantwortung zu übernehmen und das Ganze in eine andere Energie umzuwandeln. Es ist schwierig und man braucht Geduld, aber wir sehen ja, dass es funktioniert.“