Wenn die Liebe verloren geht

Im ersten Teil des Social Factuals geht es darum, warum sich Menschen ineinander verlieben, ob ewige Liebe ein Mysterium ist oder nur ein Rausch der Hormone – und wie man erkennt, ob der/die Partner*in das Potential hat, einen für immer zu begleiten.

Wie lange ist für immer? (1)

Im zweiten Teil von "Wie lange ist für immer?" versucht Janin Ullmann herauszufinden, wie aus dem Verliebtsein Liebe und eine lange Partnerschaft werden kann. Gibt es die ewige Liebe überhaupt?

Wie lange ist für immer? (2)

In Deutschland wird jede sechste Ehe nach 26 und mehr Ehejahren geschieden. Scheidungen nach langen Jahren sind oft viel dramatischer, denn mit ihnen zerfällt oft ein ganzer Lebensentwurf und ein Neuanfang ist meistens schwerer. Als ich im Bekanntenkreis anfing, über das Thema meiner Reportage zu sprechen, bin ich auf unglaublich großes Interesse gestoßen. Selten hatten in meinem Umfeld so viele Menschen etwas zu einem Thema an dem ich arbeite zu erzählen, wie zu diesem. Jeder schien mindestens eine Trennung gerade im Umfeld zu haben oder selbst darüber nachzudenken. Und je nachdem in welcher Situation er oder sie gerade steckte, sprach man über Trennung als Chance oder über Trennung als zutiefst erschütterndes Ereignis.

Als ich Petra das erste Mal traf, war ihre Trennung erst wenige Wochen her. Eine Trennung nach 40 Jahren Ehe. Wir sind drei Stunden lang zusammen im Wald spazieren gegangen. Ihr kamen zwar immer wieder die Tränen, doch trotz ihrer Situation war sie unglaublich positiv. Ein paar Tage später habe ich auch Petras Mann kennengelernt. Wir saßen alle zusammen im Esszimmer und sprachen lange. Ich musste sofort an ein Gedicht denken, das mich als Schülerin schon tief bewegt hat: „Sachliche Romanze“ von Erich Kästner. Petra und Klaus wirkten auf mich wie das Paar in dem Gedicht. Sie waren traurig und vor allem hilflos. Sie wussten einfach nicht, wie sie in diese Situation gekommen waren und was sie noch tun könnten. Es machte auch keiner dem anderen irgendwelche Vorwürfe. Aber eins stand für Beide fest: So konnte und sollte es nicht weitergehen. Fast ein Jahr ist seitdem vergangen und es ist unglaublich, wie Petra die Herausforderung „Trennung“ meistert.

Bei Jörn und Heidi ist die Trennung schon etwas länger her. Doch erst kurz vor Drehbeginn war Heidi in ihre erste eigene Wohnung gezogen. Bis dahin hatte sie sich mit ihrem Sohn Anton ein Zimmer in einer WG eines Freundes geteilt. Finanziell war nichts anderes möglich. Heidi bringt es wahrscheinlich für viele auf den Punkt, wenn sie in dem Film sagt: „Man hatte ein Haus und ob man dann sowas aufgibt, all solche Themen, die gehen einem natürlich durch den Kopf, aber die Frage ist, wie groß ist der Leidensdruck.“ Heidi und Jörn haben lange um ihre Ehe gekämpft, doch irgendwann wurde der „Leidensdruck“ für Beide zu groß. Auch wenn es heute scheint, als hätte die Zeit alle Wunden geheilt, wird doch deutlich, dass es ein nicht immer einfacher Weg bis dahin ist. Heidi und Jörn haben unglaublich offen über ihre Erfahrungen gesprochen. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.