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Mutig, stark und frei

Frauen kämpfen für ihr Afghanistan

"37° - Mutig, stark und frei": Mehria am Hamburger Hafen.

Mit der Machtübernahme der Taliban verlieren vor allem die Frauen und Mädchen in Afghanistan ihre Freiheit. Wie kämpfen Frauen wie Mehria – von Deutschland aus – um Selbstbestimmung?

Datum:
28.09.2021
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Wer kann, verlässt Afghanistan. Gerade Frauen müssen dort um ihr Recht auf Bildung, körperliche Unversehrtheit und ein Leben in Freiheit fürchten. "37°" begleitet eine Politikerin, eine Anwältin und eine deutsche Aktivistin bei ihrem Kampf um "ihr" Afghanistan.

Geprägt durch mutige Eltern

Mehria L. (33) kam im Alter von einem Jahr mit ihrem Vater Aman, einem Flugzeugingenieur, und ihrer Mutter Bahria, einer Literaturwissenschaftlerin, nach Hamburg. Die Mutter schlug sich als Schneiderin durch, der Vater fährt heute noch Taxi, arbeitet auch als Gerichtsdolmetscher. Wie hat das Erbe der Eltern Mehria geprägt? Mit ihren 33 Jahren ist sie nicht nur erfolgreiche Strafrechtsanwältin und Dozentin an der Hamburger Uni, sie hat auch die "Refugee Law Clinic" mitgegründet, die Flüchtlinge unterstützt. Wo würde sie heute stehen, wenn ihre Eltern den mutigen Schritt damals nicht gegangen wären?

Seit der Machtübernahme der Taliban setzt sich Mehria unermüdlich und unerschrocken für Menschen ein, die in Todesangst das Land verlassen wollen. Die Verantwortung ist riesig. Ihren Freund Asib M. und seine Verlobte Rohena konnte sie unterstützen. Der afghanischen Juristin und dem Kasseler haben am Kabuler Flughafen nicht nur Mehria, sondern auch Asibs SPD-Parteibuch zur Ausreise verholfen. Wie geht es der jungen Afghanin mit der Aussicht, ihre Heimat voraussichtlich nie wieder zu sehen? Wie sehr und wie schnell hat sich die Situation der afghanischen Frauen in den wenigen Tagen schon verändert? Und Mehria? "Seit ich denken kann, lebe ich mit der Angst vor schlechten Nachrichten aus der alten Heimat. Einem Bombenanschlag, einem Selbstmordattentat." Was treibt die junge Frau an, sich so zu engagieren?

Ein personifiziertes Feindbild für die Taliban

Welchen Preis hat die Freiheit für Zarifa G.? Ende August 2021 ist die 29-Jährige nach Deutschland gekommen. Die Taliban haben sie und ihre Familie bedroht, sie waren in Lebensgefahr. Unter der Herrschaft der Taliban hat sie ihre Kindheit verbracht, erst mit zwölf Jahren konnte sie die Schule besuchen. Als junge Bürgermeisterin in Afghanistan musste sie sich ihren Amtseintritt unter Einsatz ihres Lebens erkämpfen. Im vergangenen Jahr wurde ihr Vater ermordet. Das US-Außenministerium ehrte sie im März 2020 mit dem "International Women of Courage Award". Als emanzipierte Frau ist Zarifa das personifizierte Feindbild der Taliban.

Nun hat sie alles hinter sich gelassen. Und gerade erst sicheren Boden bei ihrer Tante in Hilden gefunden. "Ich habe einen Schmerz in meinem Herzen, für den es keine Worte gibt", so beschreibt sie das Gefühl nach ihrer Flucht. Woher bezieht sie die Kraft, selbst unter solchen Bedingungen für die Rechte der Frauen zu kämpfen, und wie sieht ihre Zukunft aus? Die afghanische Erde, die sie nach Deutschland mitgenommen hat, will sie in ihr Land zurückbringen - so schnell wie möglich.

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Sorge um die Zurückgebliebenen

Gerade hat Marga F. dem Auswärtigen Amt die Liste mit den Namen der 35 Menschen zugeschickt, die dringend aus Afghanistan ausreisen wollen. Sie arbeiten für ihre Organisation Afghanistan-Schulen und hoffen jetzt auf ein Visum. Sie hat viele Kontakte in Afghanistan, die jetzt vielleicht helfen. Ihr Leben hat Marga der Bildung afghanischer Kinder verschrieben, seit sie sich in das Land am Hindukusch verliebte. 75.000 Kinder werden in staatlichen Schulen unterrichtet, die ihr Verein in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bundesministerien gebaut hat. "Viele Menschen in Deutschland denken, es sind nur die Frauen in den Städten, die ein modernes Leben geführt haben. Aber unsere Projekte in den kleineren Städten, die abgelegen in der Steppe liegen, umgeben von Dörfern, zeigen, dass auch dort junge Frauen studieren und Geld verdienen wollen. Sie wollen teilhaben an der Welt. Sie wollen nicht abgeschottet leben wie einst im Mittelalter."

Mit solchen Sätzen versucht sie, sich auch selbst ein wenig Mut zu machen. Denn gerade steht ihr Lebenswerk vor der Zerstörung – und die Zukunft ihrer Schützlinge in Afghanistan auf dem Spiel. Lassen die Taliban über ein Fortbestehen der Schulen mit sich verhandeln? Aus ihrem Haus in Oststeinbek in Schleswig-Holstein versucht sie, die Geschicke zu steuern. Dabei setzt sie auch auf die Unterstützung durch einen ehemaligen Schüler, Mardan R., aus Koblenz. 35 Menschen und ihre Familien, die in Afghanistan um ihr Leben fürchten müssen, haben ihn, ihren früheren Kollegen, als Kontaktperson angegeben. Was können er und Marga F. für sie tun? Die Tage seit der Machtergreifung der Taliban sind voller Trauer, Aufregung und Selbstzweifel – aber Marga ist fest entschlossen, die Menschen nicht hängen zu lassen, die in Afghanistan auf sie zählen. Sie will sie retten.

Kampf für Freiheit

"37°" ist in dieser angespannten und hoch emotionalen Situation mittendrin. Die Zuschauer bekommen einen Einblick in die aktuelle Situation Afghanistans und die Gemütslage einiger engagierter Frauen, die für ein Recht auf Freiheit und persönliche Entfaltung kämpfen. Die Zuschauer erleben, wie wenig selbstverständlich die bei uns garantierten Grundrechte in anderen Teilen der Welt sind und wie hoch der Preis der Freiheit sein kann.

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