Jener Moment, in dem der Schreibtisch geräumt wird und die Bürotür das letzte Mal ins Schloss fällt, steht im Mittelpunkt dieses Films. Beobachtet werden Menschen aus völlig unterschiedlichen Arbeitswelten - und ihr Erleben dieser Zäsur ihres Lebens.
Wie sind sie darauf vorbereitet? Wie gehen sie damit um? Was sind ihre Pläne? Dieter Driller van Loo war Schuldirektor in Hemmingen. Annemarie und Hans-Werner Broderius führten jahrzehntelang ein Restaurant in Arnis an der Schlei. Tamara Preiß arbeitete in der Produktion elektronischer Bauteile eines schwäbischen Industrieunternehmens.
Ein Abschied, der nah geht
1.600 Schüler und 150 Lehrer hat die Gesamtschule Hemmingen. Viele Jahre war Dieter Driller van Loo ihr Leiter. Dass ihm diese Aufgabe deutlich mehr bedeutete als nur eine berufliche Tätigkeit, wurde an seinem letzten Tag besonders deutlich. Er, der sonst so cool sein konnte, musste nämlich schon heftig schlucken, als sich "seine" Schüler mit einer großen Feier von ihm verabschiedeten. Für den Ruhestand hat er nun viele Pläne. Mehr Zeit für die Familie, Sport und Musik stehen auf dem Programm. Einen alten Bus will er sich zulegen und mit einem Freund auf Tour gehen, Straßenmusik machen. Aber es kommt erst einmal anders als geplant.
Annemarie und Hans-Werner Broderius mussten sich schweren Herzens von ihrer "Schleiperle" verabschieden. Nicht nur, weil sie das Restaurant altersbedingt nicht mehr führen konnten. Denn dem Traditionslokal, das schon den Eltern von Hans-Werner gehörte, fehlte ein Nachfolger aus der Familie. Der Sohn wohnt weit weg mit seiner Familie und hat andere berufliche Interessen. Doch der Verkauf des schmucken Holzhauses, das auf einem Steg in die Schlei gebaut ist, gestaltete sich schwieriger als erwartet. Schließlich fand sich ein Käufer, doch der Moment des Abschieds war ein Stich ins Herz von Annemarie und Hans-Werner - und ist es noch: Nach Möglichkeit vermeiden sie es heute, dort vorbeizufahren. Zu nahe geht ihnen noch immer der Abschied von ihrem geliebten Restaurant.
Wie viel Zeit bleibt noch?
Tamara Preiß hat ein facettenreiches Berufsleben hinter sich: Geboren in Dresden, machte sie eine Ausbildung zur Maßschneiderin, danach arbeitete sie viele Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff. Nach der Wende zog sie als Alleinerziehende mit ihren beiden kleinen Kindern nach Baden-Württemberg. Dort begann sie einen Neuanfang in einem schwäbischen Familienbetrieb. Nach dem Start in der Produktion hat sie sich mit den Jahren zur geschätzten Teamverantwortlichen hochgearbeitet. Das Ende des Jahres 2018 wurde für sie zur Lebenszäsur. Denn mit dem neuen Jahr gehört auch sie zur Schar der Ruheständler. Pläne hat sie viele. Doch wie geht es wirklich weiter? Wie lange bleibt die Gesundheit noch so erhalten, dass all die Ideen umgesetzt werden können?
Der Film macht deutlich, dass der Ruhestand auch eine entscheidende Frage immer mehr in den Mittelpunkt des Lebens rückt: Wie viel Zeit bleibt noch für all das, was man immer schon mal machen wollte, aber wofür die Arbeit einfach keine Zeit ließ?