Grenzen entstehen im Kopf, sagt der Motivationsredner und Buchautor. Er versucht immer wieder, seine eigenen zu verschieben. Seine Behinderung soll ihn nie davon abhalten, etwas zu tun, was er sich vorgenommen hat: Das ist seine Haltung.
Ein langer Weg: "Seinen Körper annehmen, wie er ist."
Janis ist 28 und hat im Leben einiges erreicht: Wirtschaftswissenschaften studiert, zwei Bücher geschrieben und sich als Motivationsredner etabliert. Er wächst auf in einer großen Familie in Bochum. Sie hilft ihm, "so viel wie nötig und so wenig wie möglich", sagt Janis. Im Haus der Familie bringt er sich bei, die Treppen hochzusteigen, in der Schule schreibt er mit dem Mund. So macht er bereits früh die Erfahrung, dass Grenzen mit Willen und Kreativität überwunden werden können.
Im Alter von acht Jahren trifft ihn dennoch bei einem Blick in den Spiegel das plötzliche Bewusstsein für seine Lage: "Ich bin ja nur ein Rumpf mit Kopf! So hatte ich mich bisher nie wahrgenommen! Auf einmal schämte ich mich für das, was ich bin." Janis zieht sich zurück. Fast zehn Jahre führt er den inneren Kampf mit sich selbst. Er meidet Schulfeste, um sich nicht den Blicken oder Kommentaren anderer auszusetzen. Er versucht, mit Prothesen zu gehen, um die Behinderung zu verstecken. Doch kurz vor dem Abitur beschließt er, sich und seinen Körper anzunehmen, wie er ist. Diese Entscheidung ändert sein Leben.
Die eigenen Grenzen hinterfragen
"Dass ich keine Arme und Beine habe, darf niemals in meinem Leben der Grund dafür sein, etwas nicht zu tun." Nach diesem Credo lebt der 28-Jährige seither. Den Touchscreen seines Handys bewegt er mit den Lippen, sein Auto navigiert er mit Sprachsteuerung, und für kurze Strecken "zu Fuß" hüpft er mit seinem Gesäß voran. Egal ob mit Auto, Bahn, Flugzeug oder Rolli, Janis ist ständig unterwegs. Als Motivationsredner hält er weltweit Vorträge in Unternehmen und Hilfsorganisationen. Er möchte andere Menschen dazu inspirieren, die eigenen Grenzen immer wieder zu hinterfragen, und sich zu trauen, Neues zu wagen.
Er selbst tut das immer wieder. Sein nächstes Ziel: die Besteigung des Kilimandscharo. "Wenn mir Arme und Beine fehlen, leihe ich mir welche", sagt Janis. Und oft sind es die seiner Freunde Sven und Torsten. Um gemeinsam auf Reisen gehen zu können, tüftelten die beiden Mittvierziger mit Janis an einer Lösung. Das Resultat: Wo der Rolli nicht hinkommt, trägt Lehrer Torsten den rund 30 Kilogramm schweren Janis in einem Rucksack. Der Gipfel des Kilimandscharo wird eine besondere Herausforderung für die Freunde, denn während des Aufstiegs auf etwa 5895 Meter Höhe wird der Sauerstoff knapper, und die Belastung für alle nimmt täglich zu. Immer wieder kommen die Freunde an den Punkt, wo sie ihre Grenzen erreichen und überlegen, umzukehren.
Zwischen Alltag und Abenteuer
Wie führt man ein selbstbestimmtes Leben, wenn man auf die Hilfe anderer angewiesen ist? Was bedeutet es, sich dabei in Extremsituationen zu begeben, in der Scheitern durchaus möglich ist? Die "37°"-Reportage begleitet Janis in seinem Alltag, wenn er zwischen seinen Speakerjobs und den Reisevorbereitungen pendelt. Die Zuschauer erleben, wie in der Freundschaft von Janis, Sven und Torsten körperliche Unterschiede keine Rolle spielen. Und sie sind dabei, wenn die Freunde ihr bisher größtes Abenteuer erleben: den Aufstieg auf das höchste Bergmassiv Afrikas.
37 Grad-Autorin Simone Grabs über die Dreharbeiten:
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