Zum Jubiläum zeigt das ZDF eine dreiteilige Reihe, in der nach bewährtem Konzept die Protagonisten über ihr Leben erzählen, denn den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, ist der Kern der Marke "37°": Es geht um Senioren, die ihren Lebensabend lieber auf dem Bauernhof anstatt im Altersheim verbringen wollen, um Jugendliche, die für Klimaschutz und mehr Verantwortung protestieren und um Menschen, die konsequent nach dem Prinzip "weniger ist mehr" leben.
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Vorwort von Prof. Peter Arens, Leiter der Hauptredaktion "Geschichte und Wissenschaft"
Es begann mit einem ungewöhnlichen Vertrauensbeweis. Es sollte eine neue Reportagereihe im ZDF geben mit dem eigentümlichen Titel "37°". Junge Talente aus Redaktion, Kamera, Schnitt und Grafik sollten den Vorspann dazu produzieren, mit mir als Regisseur. Unsere Idee war, analog zum Titel "37°" (damit war die leicht erhöhte Körpertemperatur als Metapher für eine existentielle Lebenssituation gemeint) menschliche Haut jeder Spezies und jeden Alters in Makro-Aufnahmetechnik zu filmen. Ein Wochenende lang luden wir ausgewählte Vertreter des Homo sapiens in die ZDF-Tricktechnik ein und fuhren supernah mit der Kamera an Gliedmaßen und Augen vorbei. Ziemlich abgefahren. Daraus ging ein expressiver Vorspann hervor (denn nicht jede Epidermis in groß ist ein ästhetischer Genuss), veredelt durch das 19-sekündige Musikintro von "Money for nothing" von den Dire Straits. Heute würden die wenigsten Marketingentscheider eine solch eigenwillige Ästhetik noch zulassen, doch dieser Vorspann junger Wilder behauptete sich über spektakulär viele Jahre, wurde kurz abgelöst von einem glücklosen Nachfolger, dem wiederum der Klassiker von heute gefolgt ist.
Diese Bereitschaft zum Wagnis war Initialzündung sowie konstitutives Element der neuen Marke und charakteristisch für deren Fortentwicklung. Hatten auf dem Dienstag-Sendeplatz zuvor drei Kulturredaktionen aus Gesellschaft und Religion nach eigenem Gutdünken ihr Programm gemacht, sollte nun entlang der Fieberschwelle des Menschen ein neues Fernsehen entstehen, das über die strenge politische Betrachtung der Gesellschaft hinaus mehr Kultur, mehr Leben, mehr Mensch spiegelt. Am Anfang dominierte der Autorenfilm, in der Tradition solcher Granden wie Georg Stefan Troller oder Hartmut Schoen, doch nicht alle konnten dieses hohe Niveau halten. Auch weil sich das Reportageformat in jener Zeit wandelte. Das Publikum wünschte sich angesichts der Programmvermehrung durch die kommerziellen Sender mehr Vertrautheit mit einem Sendeplatz, und vom Wirklichkeitsfernsehen mehr subjektive Relevanz für das eigene Leben. "37°" hat sich in gewisser Weise selbst weiterentwickelt. Die Autoren traten hinter die Geschichten zurück, um deren Heldinnen und Helden in den Mittelpunkt zu rücken.
Mit durchschnittlich 2,3 Millionen Zuschauern ist "37°" wohl die erfolgreichste Reportagereihe im deutschen Fernsehen geworden. In den letzten 25 Jahren haben wir fröhlich jedes kleine und größere Jubiläum gefeiert, und doch hat diese silbern glitzernde Zahl etwas Besonderes. Unser Format musste an Format gewinnen, weil unsere Gesellschaft fiebriger, brüchiger geworden ist. Die Diskrepanz, die niemandem gut tut, ist größer geworden: zwischen Reich und Arm, Gebildet und weniger Gebildet, Jung und Alt, Stadt und Land, Abendland und Morgenland. Und manche politischen Kräfte haben ein Interesse daran, die Verhältnisse weiter zu spalten.
Natürlich müssen wir Journalisten diese neue Konfliktsituation analysieren, aber wichtiger ist es manchmal, die Leute einfach reden zu lassen. Wir müssen zugewandte Interviews führen, sie im Schneideraum klug montieren, aber wir müssen die Menschen erzählen lassen, über sich, über Glück und Leid, Hoffnung und Bangen, Gesundheit und Krankheit, Familie und Einsamkeit, ohne ihnen immer und immer wieder zu sagen, wie sie zu leben haben. Wir wollen bei "37°" keine Moralisten sein, die urteilen und fordern, sondern Chronisten, die hingucken und verstehen.
Ein progressiver filmischer Blick auf die Gesellschaft bedeutet auch, jungen Filmemacherinnen und Filmemachern mehr Chancen zu geben. Mangelnde Erfahrung machen sie wett mit einem anderen, unkonventionellen Blick auf unsere Gesellschaft. Immer häufiger vergeben wir Filmaufträge an junge Produzenten, die wir nicht kennen, gehen damit Qualitätswagnisse ein, bereuen es aber so gut wie nie. Stellvertretend soll der Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg genannt sein, der in den vergangenen Jahren eine mutige Trilogie gemacht hat über die Lebenswelten junger Juden, Muslime und Christen mitten in Deutschland.
Ich möchte allen Machern von "37°" herzlich danken. Den Autorinnen und Autoren. Meinen Redakteurinnen und Redakteuren. Den Moderatoren des "heute journals", die mit Verve auf unsere Filme hinweisen. Der Geschäftsleitung des ZDF, die diesen fantastischen Sendeplatz nie in Frage gestellt hat. Und last but not least all den Heldinnen und Helden unserer Filme, die uns so viel zutiefst Intimes und Wahres vor der Kamera erzählt haben, dass wir immer wieder sprachlos sind über so viel Vertrauen, das sie uns schenken.
Prof. Peter Arens,
Leiter der Hauptredaktion "Geschichte und Wissenschaft" -
Vorwort von den "37°"-Verantwortlichen Jürgen Erbacher, Georg Graffe, Dr. Reinold Hartmann
Manchmal sind wir selbst erstaunt, dass es die Sendung "37°" auch nach 25 Jahren noch gibt. Sie ist fast schon ein Dinosaurier in einer Medienlandschaft, die immer neue Formate produziert. Seit einigen Jahren ist eine neue Herausforderung dazugekommen: Die sozialen Medien haben das Sehverhalten jüngerer Menschen radikal verändert und stellen damit auch neue Fragen und Ansprüche an das Fernsehen. Was wir zurzeit erleben, ist eine Revolution der Medienwelt, die Zuschauer und Programmacher gleichermaßen erfasst.
"37°" ist geblieben. Natürlich sind die Schnittfolgen in 25 Jahren ein wenig schneller geworden, die Geschichten werden dramaturgisch moderner erzählt, und wo früher ein Kameraschwenk den Schauplatz einfing oder den Protagonisten in der Landschaft entdeckte, fliegt heute eine Drohne. Aber das Herzstück einer jeden Sendung ist davon nicht berührt worden: die Geschichten von Menschen, die Einblicke in Lebenswelten und Seelenzustände, Schicksalsschläge und Glücksmomente, die Geschichten mitten aus der Gesellschaft und von ihrem Rand, von Arm und Reich, Jung und Alt. Wenn "37°" erfolgreich ist, dann nach dem einfachen Grundprinzip: Menschen lassen sich durch Geschichten über andere Menschen bewegen. Das Erzählen vom Schicksal der Heldinnen und Helden, von den Aufgaben, die sie zu lösen haben, ist ein uralter kultureller Schatz. Deswegen faszinieren gute Erzählungen heute genauso in den sozialen Medien wie im Fernsehen. Und das ist sicher mit ein Grund, warum Geschichten bei "37°" auch auf Facebook und Instagram so erfolgreich sind. Im Laufe des nächsten Jahres werden wir daher das "37°"-Angebot in den sozialen Medien noch um einen eigenen YouTube-Kanal erweitern.
Heute bekommen wir viel unmittelbarer als früher Reaktionen auf unsere Filme. Bei Facebook entwickeln sich Gespräche, Diskussionen und Initiativen. Die gesellschaftliche Kraft, die ein starker Film entwickeln kann, zeigt sich im Netz sehr direkt. Und unsere Erfahrung ist, dass diese Gesellschaft solidarischer ist, als man glaubt. Die Anteilnahme am Schicksal des Anderen ist ehrlich und zeugt von großer Hilfsbereitschaft. Hier erleben wir selten den Selfie-Blick, viel öfter den, der über den eigenen Tellerrand geht.
Vor dem Hintergrund einer sich verändernden Medienlandschaft trifft das Fernsehen oft der Vorwurf: "Ihr wollt uns manipulieren, bevormunden, ihr wisst alles besser. Wir wollen uns unser eigenes Urteil bilden." "37°" ist gegenüber solchen Vorwürfen recht immun. Denn das Prinzip der Sendung ist ja gerade, dass die Protagonisten von sich selbst erzählen und diese Aussagen eingeordnet werden, aber unkommentiert bleiben. Wie im Netz können die Zuschauer sie weitgehend ungefiltert erleben. Für den Zuschauer gilt die Aufforderung: Macht euch selbst ein Bild! Die Authentizität der Personen bewahren und dem mündigen Zuschauer trauen, das ist das Prinzip eines guten "37°"-Films.
"37°" ist mit 25 Jahren ein altes Format, eine kleine Ewigkeit beim Fernsehen. Und doch ist die Sendung jung geblieben, weil sie den Menschen und ihren Geschichten traut und damit immer aktuell bleibt. Es sind diese Erzählungen, die in ihrer Unmittelbarkeit nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Netz ankommen.
Jürgen Erbacher, Redaktionsleiter "Kirche und Leben/katholisch",
Georg Graffe, Redaktion "Terra X",
Dr. Reinold Hartmann, Redaktionsleiter "Kirche und Leben/evangelisch" -
Filme von VHS-Kassetten sichten, Buchtipps recherchieren und hoffen, als "letztes Glied in der Kette" nicht vergessen zu werden – so sahen die Anfänge der Onlinearbeit aus. Ein Inhalt hat sich bis heute bewährt: der Autorentext, in dem die Macher von den Dreharbeiten berichten, aus dem Nähkästchen plaudern. Der Blick hinter die Kulissen interessiert noch immer.
Inzwischen umfasst die Reihe "37°" weit mehr als das, was im Fernsehen läuft. Seit 2007 stellen wir ganze Sendungen in die Mediathek. Die Nutzung stieg in den letzten Jahren stetig: Das Onlineangebot zu "37°" erzielte 2018 5,45 Millionen Sichtungen. Im ersten Halbjahr 2019 lag die Nutzung bei 2,91 Millionen Sichtungen, hiervon entfallen 2,72 Millionen Sichtungen (94%) auf die Abrufvideos zu ganzen Sendungen.
2010 war der Startschuss für die "37°"-Facebook-Seite. Im ersten Halbjahr wurde dort bereits über 384.000 Mal mit "37°" interagiert. Das entspricht rund 2.000 Likes, Reactions, Comments oder Shares pro Tag. Die Videos der Facebook-Seite erreichen im Schnitt rund 60.000 Aufrufe pro Tag. Kompakt aufbereitet erzählen wir die Geschichten der "37°"-Protagonisten. #inProduktion berichtet während der Dreharbeiten, #weitererzählt dokumentiert, welche Wendungen das Leben einzelner Protagonisten nach der Ausstrahlung genommen hat. Es melden sich sogar Protagonisten aus früheren Filmen bei uns – sie fühlen sich der Marke "37°" verbunden.
Bei einzelnen Sendungen gehen wir Partnerschaften mit Influencern ein: Diese Netzprotagonisten mit teilweise großen Reichweiten erzählen bei Facebook von ihrem Leben und helfen uns, neue, jüngere Publika zu erreichen.
Manche Inhalte gehen viral. Der Dauerbrenner "Unser täglich Tier" erzielte über sechs Millionen Sichtungen. Ein aktueller Erfolg: Das Video über den Netzprotagonisten Andy Engel, der Brustwarzentattoos nach Brustkrebs-OPs tätowiert, verzeichnete über 2,4 Millionen Abrufe. Doch Reichweite ist nicht alles. Wir binden Fakten ein, erklären Hintergründe, versuchen echtes Leben in die Welt von Fake News und Hate Speech zu tragen. #DeineGeschichte greift Zuschauergeschichten auf.
Rund 140.000 Menschen folgen "37°" bei Facebook, 70 Prozent sind Frauen, das Durchschnittsalter liegt bei etwa 39 Jahren. Die Menschen erzählen aus ihrem Leben und stehen sich mit Rat und Tat zur Seite. Manchmal wird auch hart an der Grenze diskutiert: "Trolle" und Menschen mit rechter Gesinnung wittern ihre Bühne und schauen vorbei, wenn bei uns Themen wie etwa Flüchtlinge gesetzt sind. Selten müssen wir jedoch eingreifen, meist regelt das die Community selbst.
Seit April 2019 setzen wir auf Instagram der Hochglanzwelt reale Geschichten entgegen. Hier gibt es ganze Themenwochen, während wir auf Facebook aktueller arbeiten. Für Instagram versuchen wir einen jüngeren Blick auf unsere Themen zu richten und haben neue Video-Formate entwickelt. Zuschauer kommen anonym zu Wort: die "Handvoll Worte" und "Scribbles", gezeichnete Geschichten, die kurz und knapp Menschen in besonderen Situationen zeigen. Das passt gut zu "37°".
Uschi Hansen, Redaktion "Kirche und Leben/katholisch",
Elias Rodriguez Vazquez, Redaktion "Terra X" -
"Was mich begeistert, ist, dass Filme von '37°' tatsächlich etwas bewegen können. Und zwar nicht nur auf einer politischen Ebene, sondern konkret für die Mitwirkenden. Einige Protagonisten in wirtschaftlicher Not erhielten großzügige Spenden von vielen Zuschauern. Nach unserem letzten Film, 'Trotz Arbeit keine Wohnung', erhielten alle drei Protagonisten Wohnungsangebote. Es gibt eine große Hilfsbereitschaft unter den Zuschauern, das kann man gar nicht hoch genug einschätzen." (Enrico Demurray)
"Für mich war und ist '37°' in den vielen Jahren, die ich für die Redaktion arbeite, immer ein Ort der Verlässlichkeit: Ich kann sicher sein, dass der Vertrauensvorschuss unserer Protagonisten nie enttäuscht wird, dass Abnahmen immer wertschätzend und kompetent verlaufen und dass der Sendeplatz die hohe qualitative Messlatte, die er selbst festgelegt hat, nie unterschreitet. Für '37°' zu arbeiten, ist immer eine große Freude. Man kann der Sendung, bei der die Endlichkeit immer wieder Thema ist, nur wünschen, dass sie niemals endet." (Ulf Eberle)
"Bei '37°' habe ich die Freiheit, dokumentarisch zu arbeiten und mich intensiv mit Menschen und ihren Schicksalen auseinanderzusetzen. Das Format schafft es immer wieder, gesellschaftlich relevante Themen emotional erfahrbar zu machen." (Gregor Eppinger)
"'37°' gibt mir die Möglichkeit meine Protagonisten über Monate zu begleiten, dabei genau hinzusehen und zu entdecken, was sie antreibt. Dadurch kann ich so persönlich über sie erzählen, dass exemplarisch etwas über uns und unsere Gesellschaft ans Licht kommt." (Florian Frei)
"Wenn mich Menschen fragen, was ich so mache, spüre ich immer einen gewissen Stolz, wenn ich antworte: 'Filme für 37°.' 'Wow, tolle Sendung. So berührend. Was für Schicksale. Das ist die Sendung, in der die Menschen ihre Würde bewahren', die Reaktionen sind immer positiv. 2001 haben Mirjana Momirovic und ich unseren ersten 37°Film gedreht. 18 Jahre und 17 Filme später ist es immer noch etwas ganz Besonderes, zusammen mit unserer besonderen Redakteurin einen Film für '37°' zu realisieren. So viel Leben miterleben zu dürfen, so viele Schicksale und besonderen Momente – wir freuen uns auf unser nächstes '37°'-Abenteuer." (Caroline Haertel)
"'37°' öffnet Türen und Herzen, die anderen Formaten verschlossen bleiben. Für mich als Autorin und für die Menschen, die mir ihre Geschichte erzählen, ist dieses Grundvertrauen ein wertvolles Geschenk." (Ann Heigl)
"'37°' heißt für mich die nie enden wollende Neugier auf Menschen, auf ihre Stärken und Besonderheiten, auf ihre Ängste und Träume, auf ihre Zweifel, ihren Mut, auf ihre Lebensweisen und Lebensweisheiten. 37°' heißt für mich aber auch immer fühlen, berühren und bewegen. Mit jedem neuen Film begegne ich Menschen, deren Geschichten mein Herz treffen. Menschen, die mich begeistern, herausfordern und nie ungerührt oder unverändert lassen. Dieses Gefühl für die Zuschauer spürbar zu machen, ist für mich immer aufs Neue Ansporn und Geschenk zugleich." (Annette Heinrich)
"Das Besondere an der Arbeit für '37°' ist für mich, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Sein Wohl ist mir wichtig. Das gilt während der Dreharbeiten, aber vor allem für das Leben danach: wenn wir nicht mehr mit unserer Kamera bei den Protogonisten und ihren Familien sind." (Manfred Karremann)
"Ich empfinde die Arbeit für die '37°'-Reportagen als sehr intensiv. Für kaum ein anderes Format lässt sich eine solche Nähe zu den Protagonisten entwickeln. Den meisten bin ich bis heute verbunden." (Nadja Kölling)
"Von den persönlichen Geschichten bei '37°' aus unterschiedlichen sozialen Milieus haben die Zuschauer auch nach 25 Jahren anscheinend nicht genug. Wenn man zu Dreharbeiten unterwegs ist, erfährt man immer wieder, dass '37°' mit größtem Respekt geschaut wird." (Meike Materne)
"Lachen, weinen, geboren werden und sterben. Wenn das Leben Menschen vor Herausforderungen stellt, wird '37°' zum Brennglas. Vom ostdeutschen Jesus-Freak in den 90ern bis zur Pflegerin im Schwarzwälder Hospiz – die Intensität beim Drehen hat uns oft umgehauen, die Zuschauer auch."
(Jana Matthes, Andrea Schramm)
"Ob mir ein Blinder seine Überlebenskünste verrät oder eine Analphabetin sich vor meiner Kamera outet, der Vater eines krebskranken Kindes seinen inneren Kampf offenbart oder eine Pflegemutter den Abschied vom Pflegekind nicht schafft und es schließlich für immer behalten muss – all das sind Momente, die mich erden, stolz machen und mir das wahre Leben ganz ungeschminkt vorführen. Es ist toll, über die Lebens- und Schicksalsgeschichten meiner Protagonisten auf wichtige Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen. '37°' ist für mich das absolute Highlight in meinem Beruf." (Anabel Münstermann)
"'37°' ist seit vielen Jahren ein außergewöhnliches Fenster in unserer Fernsehlandschaft. Es gibt den Blick frei auf all jene, die an die Grenzen ihrer Existenz geraten und dann unendlich viel Kraft aufbringen müssen, um sich damit zu arrangieren. Da wird für mich immer wieder klar, auf welch dünnem Eis wir leben: Eine kleine Unachtsamkeit, ein unkontrollierter Moment oder ein Schicksalsschlag – wie schnell kann man aus der Bahn geworfen werden. Und wie schwer es ist, dann damit umzugehen. Das zeigt uns '37°' seit 25 Jahren und ich bin froh, zum Kreis der Autoren gehören zu dürfen." (Volker Schmidt)
"Für mich ist das Besondere an der Arbeit für '37°', dass ich von allen Protagonisten, deren Geschichten ich erzählen durfte, immer auch etwas über mich selbst gelernt habe. Über das Leben, und auch über den Tod. So habe ich bei Dreharbeiten viel gelacht, aber auch schon mal geweint. Wenn man als '37°'-Autor auf Menschen trifft, lassen sie es zu, ihnen nahe zu kommen." (Yves Schurzmann)
"'37°', da sind wir mit der Kamera mitten im Leben. Das ist mal leicht und fröhlich, mal bedrückend und traurig, manchmal sogar schockierend. Auf jeden Fall immer authentisch, berührend und lehrreich. Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Wir können sie nur erzählen, weil
Menschen uns ihre Türen öffnen und uns vertrauen. Für mich ist das Fernsehen von seiner besten Seite."
(Sibylle Smolka) -
Die Reihe "37°" startete am 1. November 1994 mit einer dreiteiligen Reihe zum Thema Grenzen. Der erste Film war "Jenseits der Schattengrenze" von Hartmut Schoen, Untertitel: "Ein Vietnamsoldat kann nicht vergessen". Seither wurden über 950 Filme der Reihe "37°" im ZDF ausgestrahlt.
Erfinder der Reihe und des Sendetitels "37°" ist Dr. Hans Helmut Hillrichs, von 1993 bis 2005 Leiter der ZDF-Hauptredaktion "Kultur und Wissenschaft".
Jährlich werden derzeit 30 bis 36 Sendungen ausgestrahlt, jeweils dienstags um 22.15 Uhr.
Bestückt wird der Sendeplatz von den drei ZDF-Redaktionen "Kirche und Leben/katholisch", "Kirche und Leben/evangelisch" und "Terra X". Ein Team von insgesamt acht Redakteurinnen und Redakteuren betreut das Format.
Rund 450 Themenvorschläge gehen jährlich bei den "37°"-Redaktionen ein – bei weniger als 40 Sendeplätzen bedeutet das die Qual der Wahl.
Einige Autorinnen und Autoren haben in 25 Jahren schon mehrfach Filme für die Reihe gedreht. Mit insgesamt 24 Sendungen führt Sibylle Trost die Liste der "37°"-Autoren an, dicht gefolgt von Ulrike Baur (22) und Iris Pollatschek (20).
In der Regel dauert die Produktion einer "37°"-Sendung sechs bis acht Monate, angefangen von der Recherche bis zur Endfertigung. Bei Langzeitbeobachtungen arbeiten die Autoren oft auch ein Jahr und länger an einem Film. Den Rekord hält Maike Conway, die Corinne, die bei der Geburt von ihrer Mutter mit HIV infiziert wurde, bereits seit 15 Jahren begleitet. Entstanden sind bisher zwei Filme "Niemand darf es wissen" (2015), der mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, und "Ich lebe positiv" (2019).
"37°" realisiert auch immer wieder Langzeitbeobachtungen als ZDF-Eigenproduktionen: Michael Petsch hat fünf Jahre lang für "Vickys Traum vom Sehen" filmisch ein junges Mädchen begleitet, das sich nach plötzlicher Erblindung erfolgreich durch den Alltag kämpft. Ulrike Schenk portraitiert für den Film "Dann wäre ich ein gemachter Mann – Samirs Lehrjahre in Deutschland", der am 12. November 2019 gesendet wird, seit fünf Jahren einen jungen afghanischen Flüchtling, der trotz Schulabschluss und qualifizierter Lehre noch immer nicht weiß, ob er hier eine Zukunft haben wird. Der erste Film "Ohne Eltern im fremden Land" war 2016 im ZDF zu sehen.
Für "37°" entstehen auch mehrteilige Reihen wie der Dreiteiler "20 – 40 – 60" (Redaktion: Martina Nothhorn), für den Autorin Dominique Klughammer Protagonisten aus drei Generationen über mehrere Jahre begleitet hat, oder die Zweiteiler über "Jungs unter Strom", "Zickenalarm – Mädchen in der Pubertät" und "Die Beginner" von Katharina Gugel und Ulf Eberle (Redaktion: Brigitte Klos).
Die Reihe "37°" wurde seit 1994 mit 50 Auszeichnungen und Preisen gewürdigt. Darunter sind so wichtige Ehrungen wie der Adolf-Grimme-Preis, der Deutsche Fernsehpreis, der Bayerische Fernsehpreis und der Axel-Springer-Preis für junge Autoren.
Im Jahr 2018 verfolgten durchschnittlich 2,22 Millionen Zuschauer die Filme der Reihe "37°", das entspricht einem Marktanteil von zehn Prozent. Im Jahr 2019 erreichten die 20 Sendungen vom 1. Januar bis 6. August eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 2,29 Millionen bei einem Marktanteil von 10,3 Prozent.
Die Sendung "Rentnerglück am Goldstrand" vom 22. August 2017 (Redaktion: Marina Fuhr) ist mit 3,53 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 16,4 Prozent die erfolgreichste "37°"-Ausgabe seit dem Sendestart 1994. Die Entwicklung der Sendung ist seit 1994 insgesamt erfreulich. Die Sendung hat eine vergleichsweise junge Zuschauerstruktur.