E-Autos boomen in Deutschland: Im September 2021 sind hierzulande erstmals mehr reine E-Autos (17,1 Prozent Marktanteil) als Wagen mit Dieselmotor (15,9 Prozent) neu zugelassen worden.
Und bei der Klimakonferenz in Glasgow haben sich jetzt gerade 24 Staaten plus sechs große Autokonzerne sowie einige Städte verpflichtet, den Verbrenner bis 2040 weltweit zu verabschieden. Deutschland beteiligt sich allerdings nicht an dieser Allianz. Hintergrund ist der Widerstand des noch geschäftsführenden Verkehrsministers Andreas Scheuer (CSU). Er hatte dem Vorstoß zuvor schon eine Absage erteilt. Die Erklärung berücksichtige den Antrieb mit synthetischen Kraftstoffen nicht, rügte er. Deshalb sei sein Ministerium dagegen.
Mehr als eine Million Elektroautos und Plug-in-Hybride rollen hierzulande bereits auf den Straßen, gut die Hälfte sind reine Stromer. Viele Menschen wollen zum passenden E-Auto aber auch ihre eigene Stromtankstelle in der Garage, die so genannte Wallbox. 900 Euro Zuschuss pro Ladepunkt bekam ab November 2020 jeder, der zu Hause eine solche Box installiert. Das Angebot war allerdings so stark gefragt, dass das Förderprogramm von der KfW-Bank vor Kurzem gestoppt wurde. „Die Förderung war sehr erfolgreich, die Fördermittel sind erschöpft“, heißt es auf der Seite des KfW-Förderprogramms 440. „Bitte stellen Sie keinen Antrag mehr.“
Der Spiegel berichtet über die Probleme mit den Stromtankstellen für die Elektro-Autos. „Der Aufbau der Ladeinfrastruktur muss deutlich beschleunigt werden“, sagt dort etwa Kerstin Meyer von der Denkfabrik Agora Verkehrswende. Allein mit der Zahl der Ladesäulen sei es allerdings nicht getan, es komme auch auf deren Leistungsfähigkeit an.
Auf dem boomenden E-Auto-Markt tobt derweil der Kampf der Giganten, der Autokonzerne Tesla gegen VW. So grundverschieden ihre Lebensumstände und Unternehmen seien, eines eine die beiden Männer, schreibt die Welt: ihre Mission, das Automobil 135 Jahre nach seiner Erfindung vom Verbrennungsmotor zu lösen und umzustellen auf einen elektrischen, möglichst klimaneutralen Antrieb.
Da ist zum einen Tesla, das Unternehmen von Elon Musk, einem der reichsten Männer der Welt: eine Billion Dollar – so viel ist das Unternehmen Tesla an der Börse inzwischen wert. Und für Elon Musk hatte das den Nebeneffekt, dass er – zumindest auf dem Papier – praktisch über Nacht um satte 36 Milliarden Dollar vermögender wurde, weil seine Tesla-Anteile so stark an Wert gewannen. Zur Einordnung: Das ist mehr, als Porsche insgesamt wert ist.
In Brandenburg, im lauschigen Grünheide, lässt Elon Musk derzeit seine sogenannte Giga Factory bauen, in der Tesla-Autos hergestellt werden sollen. Die Landesregierung unterstützt das Projekt nach Kräften und stellt Millionen Euro zur Verfügung, auch der Bürgermeister der Gemeinde freut sich über den „Sechser im Lotto“. Doch es gibt Kritik, unter anderem in dieser ARD-Dokumentation: Es wird gewarnt vor Wasserknappheit und Verkehrskollaps; vor prekären Arbeitsplätzen und steigenden Mieten; vor schmutzigen Deals für Batterie-Rohstoffe, deren Gewinnung in Afrika und Südamerika große Umweltschäden verursacht.
Das Handelsblatt erkennt zwar die Verdienste von Tesla in der Branche an, hält die aktuelle Rekordbewertung an der Börse aber für übertrieben, denn der Elektropionier habe viele Schwächen, die von Investorinnen derzeit übersehen werden. Eine davon: Das Servicenetz von Tesla sei immer noch lückenhaft – aber eine unabdingbare Voraussetzung für ein erfolgreiches Flottenmanagement.
Aber auch bei Volkswagen läuft nicht alles rund, VW-Chef Diess und seine Vision für den Betrieb ist umstritten. So hatte der Boss des Wolfsburger Autobauers kürzlich mehrere Szenarien zur Zukunft von VW durchrechnen lassen. Eines davon: Im Extremszenario seien bis zu 30.000 Stellen in Gefahr, sollte die Kernmarke Volkswagen beim Umbau von Autos mit Verbrennungsmotor auf E-Modelle zu langsam sein. Diese Prognose kam nicht gut an, der Betriebsrat lief Sturm. Das Manager Magazin schreibt über Diess: „Der VW-Chef hat das Vertrauen der Arbeitnehmer verloren. Er hält sich nicht an Vereinbarungen, stattdessen reiht er einen Alleingang an den nächsten.“