Nach einem Jahr Corona ist die Not im Gastgewerbe groß: Der WDR berichtet über notleidende Restaurantbesitzer in Köln. Über 70 Prozent der Unternehmen bangen laut Branchenverband Dehoga momentan um ihre Existenz. Jeder Vierte zieht sogar konkret eine Betriebsaufgabe in Erwägung.
Einige Gastronominnen und Gastronomen haben eine Betriebsschließungsversicherung abgeschlossen. Die zahlt theoretisch, wenn Behörden etwa aufgrund des Infektionsschutzes den Betrieb zwingen, dicht zu machen.
Das Problem: Derzeit wollen viele Versicherer Corona-Schäden nicht bezahlen. Vor dem Münchner Landgericht setzten sich vor Kurzem die Versicherungen auch gegen klagende Wirte durch. Begründung für die Ablehnung: Sie seien zwar gegen Betriebsschließungen versichert gewesen – aber nicht wegen eines Coronavirus. Der BR ordnet ein: „Die Entscheidungen sind noch nicht rechtskräftig, und Rechtsklarheit bedeuten sie auch nicht. Deutschlandweit sind hunderte ähnlicher Klagen anhängig, und unterschiedliche Kammern sind zu unterschiedlichen Einschätzungen gekommen – zum Teil, wie in München, sogar innerhalb derselben Stadt.“
In Bayern zum Beispiel hatte man die Idee, den notleidenden Gastronomiebetrieben statt 100 Prozent der Versicherungssumme nur 15 Prozent anzubieten. Diesen Deal fädelte der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger mit der Allianz und dem Branchenverband Dehoga ein. Das könne, so die Begründung im Mai 2020, für Betroffene womöglich besser, weil rechtssicher sein. Doch mit dem vermeintlichen Frieden von München, so berichtete der Spiegel im vergangenen Jahr, eskalierte der Streit erst richtig. Viele Wirte waren nämlich der Ansicht, dass der Vergleich sie schlechter stelle, als es die Rechtslage hergebe. Sie waren überzeugt, voll entschädigt werden zu müssen – und zogen vor Gericht.
Die Allianz ist Deutschlands größter Versicherer mit jährlichen Beitragseinnahmen von rund 83 Milliarden Euro und einem Jahresüberschuss von 8,3 Milliarden. Doch auch die Allianz sieht sich bei Corona-bedingten Schließungen von Hotel- und Gastronomiebetrieben, wie es heißt, meist nicht in der Zahlungspflicht, wie diese wiso-Doku berichtet. Die Aktionäre dagegen bekamen eine Dividende von rund vier Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Der Allianz-Chef und der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Jörg Asmussen kommen dort zu Wort. Der GDV ist Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland.
Über 440 Millionen Verträge bei den deutschen Versicherern haben die Deutschen und Unternehmen hierzulande abgeschlossen. Insgesamt ist die Versicherungsbranche eine der umsatzstärksten des Landes – mit jährlichen Beitragseinnahmen von über 200 Milliarden Euro. Verbraucherschutzorganisationen beklagen dennoch immer wieder, dass so mancher Versicherer seine Kundinnen und Kunden im Schadensfall bisweilen hängen lasse: So werde ihrer Erfahrung nach in solchen Fällen verzögert, verschleppt und verweigert.
Der selbstständige Versicherungsmakler Walter Benda hat im WDR bei Planet Wissen verraten, mit welchen subtilen Strategien Versicherungsmakler beim Verkauf einer Versicherung arbeiten. Da wäre zum Beispiel „das Sargdeckelklappern“ oder auch „das Kuscheltier“.