Wer auf deutschen Autobahnen unterwegs ist und eine Pause macht, kommt an ihnen fast nicht vorbei: den Raststätten der Tank & Rast. 95 Prozent der deutschen Autobahnraststätten werden mittlerweile von dem Unternehmen betrieben. Eigentümer sind neben der Allianz und dem Munich-Re-Vermögensverwalter Meag auch Fonds aus Abu Dhabi und China, weiß die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Seit der Übertragung des früheren Bundeseigentums in die Hände der Tank & Rast GmbH, die nahezu alle der rund 430 Raststätten betreibt, entscheidet ein privater anstelle des eines staatlichen Monopolisten.
Für die Bereitstellung der Infrastruktur um und auf den Rasthöfen, also Zu- und Abfahrtswege, Parkplätze und weitere Infrastruktur kommt allerdings der Steuerzahler auf, kritisiert die Fraktion Die Linke. Die Tank & Rast GmbH zahlt im Gegenzug eine sogenannte Konzessionsabgabe, von höchstens drei Prozent ihres Umsatzes an den Staat. Wie sich, aufgrund einer Anfrage an die Bundesregierung nun ergab, ist diese Abgabe viel zu niedrig, bemessen an den tatsächlichen Ausgaben des Bundes für die restlichen Ausgaben.
Immenser Preissprung: 2015 lag der durchschnittliche Preisaufschlag an den Autobahntankstellen noch bei 6,5 Cent im Vergleich zum Preis aller anderen Tankstellen. 2017 dann 11,1 Cent, um dann bis Juli dieses Jahres auf 16,6 Cent hoch zu schießen. Allein letzteres ist ein Preissprung um durchschnittlich fast 50 Prozent, berichten die Kollegen von Plus Minus in diesem Beitrag.
Die hohen Gastronomiepreise in den Raststätten von Tank & Rast sorgen immer wieder für Kritik, ebenso die horrenden Gebühren für den Toilettenbesuch. Der Eintritt in die Sanitäranlagen kostet 70 Cent, zurück gibt es einen Wertbon für 50 Cent, den die Kunden einlösen können. Doch rbb-Recherchen zeigen: Viele Menschen tun das nicht und vom Bon-System profitieren deshalb vor allem das Unternehmen selbst und seine Franchise-Partner. Kunden der Sanifair-Toiletten lassen jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag verfallen.
Trotz der Marktbeherrschung des Bonner Unternehmens sieht das Bundeskartellamt keinen Grund, im Geschäftsgebaren von Tank & Rast eine Gefahr für den Wettbewerb zu sehen. Die deutschen Kartellhüter begründeten das in der Vergangenheit mit den Autohöfen, die es abseits der Autobahnen auch noch gibt. Nur: Auch die hat Tank & Rast bereits begonnen, teilweise zu übernehmen. 13 Stück gehören schon zum Raststättenreich, wie der Tagesspiegel jüngst berichtete.
Schon im Jahr 2012 hat sich das NDR-Investigativformat Panorama 3 mit Tank & Rast und dem System der Preistreiberei an den Autobahn-Toiletten beschäftigt. Auch über den Fall des Bürgermeisters aus Seesen, der sich gegen den „Pinkel-Beitrag“ – erfolglos – wehren wollte, wird in diesem Fernsehbeitrag berichtet.