„Milch ist gesund und gut für die Knochen“, „Milch macht müde Männer munter“ – das Bild der Milch als Wundermittel für Körper und Geist hat ganze Generationen geprägt. Alleine in Europa werden jährlich 200 Millionen Tonnen Milch und Milchpulver produziert und auf den Markt gebracht. Damit sollte klar sein: Mit dem idyllischen Image von der Kuh auf der Weide hat die Realität der Branche nichts mehr zu tun. Was bedeutet das „System Milch“ für Bauern, Molkereien und Verbraucher? Der Dokumentarfilmer und Grimme-Preisträger Andreas Pichler ist dieser Frage nachgegangen. In einer ausführlichen Dokumentation spricht er mit Bauern, die kaum noch von ihrer Arbeit leben können, und besucht „Milchmanager“, die in dem begehrten Rohstoff vor allem einen millionenschweren Markt sehen.
Alles beginnt bei den Kühen: Die müssen immer größere Mengen Milch liefern. Die Tiere wurden über die vergangenen Jahrzehnte hinweg züchterisch verändert, damit ihre Leistung immer höher wird. Das Ergebnis: Hochleistungs- bzw. Turbokühe, deren Jahresmilchmenge sich seit 1960 mehr als verdoppelt hat. Gleichzeitig stellen Veterinäre jedoch immer mehr Erkrankungen bei den Tieren fest. Das SWR-Magazin Report Mainz hat sich mit dem Leid der Kühe beschäftigt.
In der Vergangenheit schützte die EU ihre Milchbauern, in dem sie bei fallenden Preisen überschüssige Milch und Butter schlicht vom Markt wegkaufte. Die Folge waren gigantische Interventionsbestände, so genannte Milchseen und Butterberge. 1984 wurde die „Milchquote“ eingeführt, fortan war es den Landwirten nur noch erlaubt, eine bestimmte Menge Milch abzuliefern. So sollte die Überversorgung abgebaut werden. Doch die Milchquote wurde 2015 abgeschafft, Überschüsse sollten künftig ins Ausland verkauft werden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gibt in ihrem Milchreport eine detaillierte Übersicht über die deutsche und internationale Milchproduktion.
Der Einfluss von Milch auf die menschliche Gesundheit ist umstritten. Wie bei anderen Lebensmitteln ist die Wissenschaft uneins. Der Tagesspiegel fasst unterschiedliche Studien zusammen. Auffällig ist, dass viele Forschungsergebnisse, die die gesunden Aspekte der Milch betonen, von Milchprodukte-Herstellern finanziert werden.
Fakt ist auch: Die Deutschen trinken weniger Milch als früher. Das zeigt schon ein Blick in den Supermarkt. Was früher eher farblos daher kam, ist heute ein Lifestyle-Produkt: Soja-, Hafer- oder Reismilch, wer auf pflanzliche Alternativen setzt, der hat eine große Auswahl. Doch sind solche Produkte wirklich besser für die Umwelt? Die Albert-Schweitzer-Stiftung gibt einen Überblick.