Mäusekot, Glassplitter, krabbelnde Insekten: Lebensmittelkontrolleure in Bayern haben im vergangenen Jahr erneut Bäcker und Metzger überprüft, die in der Vergangenheit bereits mit Hygienemängeln aufgefallen sind. Das traurige Resultat: In jedem zweiten Unternehmen wurden die Tester erneut fündig. Die Öffentlichkeit bekam davon nichts mit. Warum das so ist, weiß die Süddeutsche Zeitung.
Alte Teigreste, verschmutzte Arbeitsgeräte und Oberflächen und Käfer unter Arbeitsgeräten. Die Originalkontrollberichte aus Bayern, die die Verbraucherorganisation Foodwatch online gestellt hat, können eingesehen werden.
Nicht nur in Bayern ist das Problem mit dreckigen Betrieben seit Jahren offenkundig. „Im Durchschnitt wird in Deutschland jeder vierte kontrollierte Betrieb beanstandet – und das ist völlig unabhängig von der Größe. Die meisten Beanstandungen sind aufgrund von Hygienemängeln“, beschreibt Johannes Heeg von Foodwatch in diesem Beitrag von Report München. Nicht nur er ärgert sich darüber, dass es in Sachen Hygienemängel nicht mehr Transparenz gibt.
Dazu kommt: Die deutsche Lebensmittelüberwachung arbeitet lückenhaft – auch weil das Personal knapp ist. Wegen chronischen Personalmangels würden die rund 2500 Kontrolleure „nicht einmal 50 Prozent der risikoorientierten Kontrollen, die wir durchführen müssten, bewältigen“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure gegenüber der WirtschaftsWoche im vergangenen Jahr. Es würden rund 1200 bis 1500 Mitarbeiter fehlen.
Die ehemalige rot-grüne Landesregierung unter Hannelore Kraft in Nordrhein-Westfalen führte eine „Hygieneampel“ ein. Alle Lebensmittelbetriebe sollten ab dem Jahr 2020 verpflichtet werden, die Ergebnisse der - sowieso amtlich durchgeführten - Lebensmittelkontrollen am Eingangsbereich öffentlich zu machen, wie die Welt schreibt. Die Regierung unter Armin Laschet schafft die Ampel bald wieder ab. Gastronomen hatten massiv gegen den „Pranger“ lobbyiert.
Gute Erfahrung mit einem solchen transparenten System hat Dänemark gemacht. Dort hat ein anschauliches Kontrollsystem die Betriebshygiene im Land sogar verbessert. Und: In dem Nachbarland sind sogar mittlerweile die Gastronomen vom Konzept überzeugt – selbst die Unternehmen, die schlecht abschneiden, finden das Urteil meistens gerechtfertigt, notiert die Korrespondentin der Süddeutsche Zeitung. Das System ist denkbar einfach: Ein lachendes Gesicht bedeutet „keine Beanstandung“. Die Restaurants, die etwa einen neutralen Smiley bekommen, haben eine „Verfügung oder ein Verbot“ kassiert.