Weltweit forschen Firmen derzeit an einem Impfstoff – und mehr als 40 Stoffe sind aktuell in der klinischen Phase. Laut Spiegel sind elf der Impfstoffe auch schon in der dritten und damit letzten klinischen Phase. Das bedeutet, dass es Ende Oktober oder Anfang November schon einen Impfstoff auf dem Markt geben könnte. Denn im Hintergrund laufen schon die ersten beschleunigten Zulassungsverfahren. Bei diesem „Rolling-Review-Verfahren“ werden die Ergebnisse der dritten klinischen Phase fortlaufend eingereicht und bewertet. So soll das Zulassungsverfahren beschleunigt werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet aber eher „Anfang nächsten Jahres“ mit einem Impfstoff.
Die verschiedenen Unternehmen arbeiten bei ihrer Entwicklung mit unterschiedlichen Methoden. Ein Unternehmen in Italien versucht einen Impfstoff mit Hilfe von sogenannten Vektor-Viren herzustellen. Hierzu verwenden die Forscher den Kot von Gorillas und anderen Primaten. Die deutschen Unternehmen, die gerade an den vielversprechendsten Impfstoffen arbeiten, forschen mit genbasierten Impfstoffen. Biontech und Curevac versuchen nicht Viren oder Teile von Viren zu impfen, sondern das Virus-Erbgut. Der Vorteil hier wäre, dass sie schnell und günstig in großen Mengen hergestellt werden können, allerdings gibt es noch keinen Impfstoff, der auf dieser Methode basiert.
Auch wenn der Zeitdruck bei der Suche nach einem Impfstoff hoch ist, muss die Sicherheit gewährleistet sein. Nachdem schon der britische Pharmakonzern AstraZeneca vor einigen Wochen seine Impfstoffstudie abbrechen musste, weil Nebenwirkungen aufgetreten waren, trifft es jetzt den US-Arzneimittelhersteller Johnson & Johnson. Die Studien werden an tausenden Menschen getestet, die wiederum in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Eine Gruppe bekommt den Impfstoff gespritzt, die andere ein Placebo ohne Corona-Impfschutz. Dadurch wird getestet, wie effektiv und sicher ein Impfstoff ist. Ein junger Arzt, der an einer Studie teilgenommen hat, ist jetzt an Covid-19 erkrankt und gestorben. Allerdings soll er den bisherigen Berichten zufolge nur das Placebo bekommen haben. Die Probanden der Studie wissen vorher nicht, ob sie die Impfung oder ein Scheinmedikament bekommen.
Wenn ein Impfstoff zugelassen wird, ist der nächste größere Schritt die schnelle Verbreitung. Hierzu hat die EU-Kommission schon mit verschiedenen Pharmafirmen Vorverträge unterzeichnet. Dadurch hat sich die EU schon etwa 300 Millionen Impfdosen gesichert. EU-Abgeordnete kritisieren den Umgang mit den Verträgen, denn die Kommission will sie nicht offenlegen. Es soll offenbar eine Deckelung der Haftung vereinbart worden sein, damit die Pharmakonzerne abgesichert sind. Bei möglichen Gesundheitsschäden müsste dann der Steuerzahler haften.
Wenn der Impfstoff dann erstmal da ist, stellt sich natürlich die Frage, wer bekommt ihn zuerst? Es ist klar, dass nicht alle Menschen gleichzeitig geimpft werden können. Die Ständige Impfkommission wurde daher beauftragt, eine Impfempfehlung auszustellen, die eine Priorisierungsstrategie enthält. Laut Bundesgesundheitsministerium liegt es nahe, dass zuerst Menschen mit Vorerkrankungen, ältere Menschen und Beschäftigte im Gesundheitswesen und der Pflege geimpft werden.