Er galt als Hoffnungsträger der Deutschen Bahn, doch nun ist Finanzvorstand Alexander Doll seinen Job los. Er war gerade einmal eineinhalb Jahre bei der Bahn, nun brodelt die Gerüchteküche. War Doll etwa zu unbequem, oder hat er den Vorstand zu spät über schleppende Verkaufsprozesse informiert? Die Wirtschaftswoche beschäftigt sich mit der Personalrochade und was der Abgang über den Zustand der Bahn aussagt.
156 Milliarden Euro – so viel will die Bahn bis Ende des Jahrzehnts investieren. Das klingt erst mal vielversprechend, zeugt aber auch vom enormen Investitionsstau, der sich in den vergangen Jahren angesammelt hat. Die Süddeutsche Zeitung bleibt angesichts der Investitionen daher skeptisch: „Der Ausbau wird dauern, die Verbesserungen für Kunden werden in den nächsten Monaten kaum zu spüren sein. Erst in gut zehn Jahren soll sich für die Kunden dann Großes getan haben. Zentral von Computern gesteuert will die Bahn bis dahin auf Haupttrassen einen neuen Takt anbieten, der große Städte alle halbe Stunde verbindet – mit einigen Hundert zusätzlichen Fernzügen.“ Die SZ mahnt: „Im Verkehrsministerium, aber auch im eigenen Aufsichtsrat rätselt man allerdings, wie genau die Bahnführung das eigentlich erreichen will. Denn selbst die hohen Summen reichten für eine solche Zeitenwende nicht aus.“
Rein strukturell ist die Bahn ein Kuriosum. Einerseits eine private Aktiengesellschaft, die wie ein DAX-Unternehmen wirtschaftet und Gewinn machen soll, andererseits hat der Staat bei wichtigen Entscheidungen das Sagen. Vor 25 Jahren wurde das so im Rahmen der „Bahnreform“ festgelegt. Der damalige Staatsbetrieb war hoch verschuldet, eine Privatisierung solle die Bahn rentabler machen. „Wir können vor allem den Menschen die Hoffnung vermitteln, dass sich ein modernes Dienstleistungsunternehmen immer mehr entwickeln wird. Das eben befreit ist von den Fesseln der Behördenstruktur.“ So begründete der damalige Verkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) die Reform. Der Deutschlandfunk zieht eine Bilanz der Privatisierung und zeigt auch die andere Seite: Die Hälfte des Personals wurde eingespart und viele Stecken wurden stillgelegt.
Statistisch fährt jeder Bewohner unseres Landes 25 Mal im Jahr mit der Bahn. Gerade in Zeiten des Klimawandels wird immer wieder gefordert, die Bahn als Verkehrsmittel der Zukunft zu fördern. Auch im Bereich Güterverkehr. Ein Güterzug kann 60 LKWs ersetzen, unsere Straßen so entlasten und 80 Prozent CO2 einsparen. Dennoch sind nur knapp 19 Prozent des Güterverkehrs auf der Schiene, über 70 Prozent auf der Straße unterwegs. Warum das so ist, versucht die ARD in einer Reportage über den Zustand der Bahn zu beantworten.