Unseren Planeten teilen wir uns mit rund acht Millionen Tier- und Pflanzenarten. Noch. Denn der Bericht des Weltbiodiversitätsrats, der am Montag in Paris vorgestellt wurde, kommt zu einem alarmierenden Ergebnis. Rund eine Million Arten könnten aussterben. Schuld ist der Mensch, der anderen Lebewesen kaum noch Raum lässt. So sind bereits 85 Prozent aller Feuchtgebiete zerstört, zwischen 1980 und dem Jahr 2000 wurden 100 Millionen Hektar tropischer Regenwald abgeholzt. Unser Ökosystem hat sich bereits derart verändert, dass 40 Prozent der Amphibien und fast 33 Prozent der riffbildenden Korallen besonders gefährdet sind. Das Artensterben verlaufe heute zehn- bis hundertmal schneller, als im Durchschnitt der vergangen 10 Millionen Jahre, so schätzen die 145 Wissenschaftler aus 50 Ländern, die an dem Bericht mitgearbeitet haben.
Wer keine Zeit hat, die 39 Seiten des englischen Berichts zu lesen, dem sei die Zusammenfassung von Spiegel Online empfohlen.
Auf einer Pressekonferenz stellten sich die Autoren des Berichtes den Fragen der Weltpresse. Sir Robert Watson, ein britischer Chemiker und Umweltforscher, verdeutlicht in seiner Rede, dass wir radikal umdenken müssen, wenn wir den Planeten in seiner jetzigen Form erhalten wollen. Er fordert die Regierungen der ganzen Welt auf, unsere Definition von Reichtum anzupassen. Künftig sollte nicht mehr nur das Bruttoinlandsprodukt darüber entscheiden, ob wir eine Nation als arm oder reich ansehen, sondern auch ökologische Faktoren wie etwa eine intakte Flora und Fauna.
Die Vereinten Nationen erwarten, dass die Weltbevölkerung bis 2050 auf etwa 9,7 Milliarden Menschen anwächst. Dennoch wäre es trügerisch, sich keine Sorgen um den Erhalt der Menschheit zu machen. Der Landschaftsökologe Prof. Ralf Seppelt ist Mitautor des Biodiversitätsberichtes und hat der Zeit ein Interview gegeben, da erklärt er: „Die biologische Vielfalt in all ihrer Gesamtheit – nicht nur einzelne besondere Arten – stellt unsere Lebensgrundlage dar. Bei einigen Arten wird das sofort klar, wie bei der Honigbiene und der Wildbiene. Wir erkennen, dass unser Leben von ihnen abhängt, weil sie Pflanzen bestäuben. Würde es sie nicht mehr geben, hätte das entscheidende Auswirkungen auf unser Nahrungsspektrum.“
Der Schutz der Arten ist eine internationale Aufgabe. Bei der nächsten Biodiversitätskonferenz 2020 in China sollen Maßnahmen gegen das Artensterben beschlossen werden. Doch auch jeder einzelne kann einen kleinen Beitrag dazu leisten, Lebensräume für große und kleine Tiere zu schützen. Der Naturschutzbund hat eine Liste mit Tipps herausgegeben, die im Alltag helfen. Der Schutz der Artenvielfalt fängt schon mit dem Kauf von Apfelsaft an.