Die Grillsaison ist eröffnet und die Nachfrage hierzulande nach Fleisch ist weiter hoch. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Rindfleisch zum Beispiel erhöhte sich im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf durchschnittlich zehn Kilogramm, so Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.
Die Deutschen lieben billiges Fleisch, den Preis dafür zahlen andere. Ausbeutung und Tierquälerei sind bei vielen in der Fleischindustrie an der Tagesordnung. Auch deshalb will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner nun ein staatliches Label für Fleisch einführen, um für mehr Verlässlichkeit zu sorgen. Die Süddeutsche Zeitung meint, dass ein staatliches Label ein erster Schritt sein könnte, um die Haltung der Tiere in Deutschland zu verbessern und das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Das sei, so die Kommentatorin, auch bitter nötig, denn der Versuch, der Branche Tierschutz zu überlassen, sei gescheitert.
Geringe Bezahlung, Ausbeutung, harte körperliche Tätigkeit, viel Druck – die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie sind mies. Da deutsche Arbeiter oftmals zu teuer sind, werden Rumänen und Bulgaren angeworben. Hohe Profite versprechen sich die Fleischkonzerne auch von der Zusammenarbeit mit billigen Auftragsfirmen. Im WDR erzählt ein solcher Subunternehmer, wie das System der Werkverträge und osteuropäischen Subunternehmer in der Fleischbranche funktioniert - und wer wirklich daran verdient.
Seit dem vergangenen Juli gilt das Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft. Das soll die Arbeitsbedingungen auf deutschen Schlachthöfen verbessern. Kritisiert wurde es damals unter anderem vom Lobbyverband der Ernährungswirtschaft. Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) findet das Gesetz dagegen nicht ausreichend, da die Arbeiter ihre Ansprüche auch weiterhin gerichtlich von ihrem Arbeitgeber einfordern und vor Gericht beweisen müssten. Das sei gerade für ausländische Arbeitnehmer wegen bürokratischer Hürden und mangelnder Sprachkenntnisse schwierig.
Die Autoren von Frontal 21 panschten für einen Beitrag eine eigene Wurst, größtenteils bestehend aus Separatorenfleisch, eine Art Brei aus Schlachtabfällen und Wasser. Nur noch 18 Prozent der Wurst waren Fleisch und Speck. Diese gepanschte Wurst, anonym eingereicht, wurde später von Deutschlands Top-Qualitätsprüfern der DLG geadelt mit der Prämierung in Silber. Franz Josef Voll, der Metzgermeister, der das Produkt für Frontal 21 herstellte, zeigte sich darüber schockiert: „Ich finde da gar keine Worte für. Eigentlich entsetzt mich das so ein bisschen. Wir haben wirklich, wenn ich dieses Wort verwenden darf, Scheiße genommen.“