Die Inflation kennt in diesem Jahr nur eine Richtung: nach oben, schreibt das Handelsblatt. Sie liegt derzeit bei rund vier Prozent, das ist der höchste Stand seit 28 Jahren. Größter Preistreiber in Deutschland war einmal mehr die Energie: Sie kostete im September 14,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Nahrungsmittel verteuerten sich um 4,9 Prozent, Dienstleistungen um 2,5 Prozent, darunter Wohnungsmieten um 1,4 Prozent.
Wie entsteht Inflation? Und warum ist sie momentan hier so hoch? Dafür gibt es, neben den steigenden Energiekosten, eine Reihe an Gründen, die der Deutschlandfunk aufzeigt. Einer davon: die Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr. Um den Konsum in der Coronakrise anzukurbeln, hatte der Bund die Mehrwertsteuer befristet von Juli 2020 bis Ende 2020 gesenkt. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze, Waren und Dienstleistungen werden im Vorjahresvergleich also tendenziell wieder teurer.
Besonders stark trifft die Entwertung unseres Geldes die Mittelschicht – und die Armen. In der Zeit beschreibt eine Autorin das Dilemma: „Wenn Energie und Benzin rasant teurer werden und Lebensmittel ebenfalls im Preis steigen, dann handelt es sich um Güter, die jeder braucht. Diejenigen, die zum Mindestlohn arbeiten, eine kleine Rente oder Hartz IV beziehen, stecken das nicht einfach weg.“
Der vorgesehene Anteil für Hartz-IV-Empfängerinnen- und Empfängern am Regelbedarf für Nahrung und alkoholfreie Getränke liegt laut dem baden-württembergischen Landesverband für politische Bildung aktuell bei 34,70 Prozent. Das entspricht 154,78 Euro im Monat. Umgerechnet bedeutet das, dass Bezieherinnen und Bezieher von Hartz IV für ihre Ernährung durchschnittlich nur 5,09 Euro am Tag zur Verfügung haben.
Vielfach wird kritisiert, dass Hartz-IV-Bezieherinnen- und Bezieher ab dem kommenden Jahr nur wenig mehr Geld bekommen, und zwar plus drei Euro mehr im Monat. Insgesamt erhalten Empfänger von Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe sowie Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung 0,76 Prozent mehr Geld. Der Autor der taz findet diese Mini-Erhöhung zynisch: „Seit Jahren nutzt die Bundesregierung jede Möglichkeit, um den Regelsatz möglichst klein zu rechnen – sei es durch Änderungen bei der Referenzgruppe oder das Ausklammern von Beträgen zur soziokulturellen Teilhabe.“ Diese „Erhöhung“ falle unter anderem deshalb so gering aus, weil wegen der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr der Wert des Warenkorbs sank, der größtenteils als Referenz zur Berechnung der Bedarfssätze diente.
Die EU-Kommission hat den Mitgliedstaaten Maßnahmen gegen die deutlich gestiegenen Energiepreise vorschlagen. Energiekommissarin Kadri Simson sagte vor kurzem in Brüssel, die Mitgliedsländer könnten einkommensschwachen Haushalten etwa Gutscheine ausstellen oder gezielt Steuern senken. So macht es beispielsweise Frankreich: Dort kündigte die Regierung eine Tarifbremse für Strom und Gas an und will ärmeren Haushalten je 100 Euro zahlen.
Verbraucherschützer und Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen beschreibt im Spiegel, wie sich Verbraucherinnen und Verbraucher trotz gestiegener Gaspreise in diesem Jahr helfen können, etwa mit Hilfe von klassischen Einsparmethoden oder dem Wechsel zu einem preiswerteren Gasanbieter. Er verweist außerdem auf das Wohngeld, was einigen Menschen hierzulande zusteht: „Ganz sicher aber hat die noch amtierende Bundesregierung schon zum letzten Jahreswechsel den Wohngeldempfängern geholfen. Die bekommen nämlich in diesem Jahr automatisch Monat für Monat mehr Geld fürs Heizen, weil die Regierung ja wusste, dass schon wegen der CO2-Abgabe die Kosten der Heizung steigen.“
Inwiefern ist Russland an den gestiegenen Gaspreisen schuld? Darüber streiten Expertinnen und Experten. Die These, dass die Russen gezielt Gas zurückhalten würden, um etwa die umstrittene Ostseepipeline in Betrieb nehmen zu können, hält nicht unbedingt Stand, laut Handelsblatt. Gleichwohl spielt ihnen die aktuelle Situation wohl in die Hände. Auch Frontal 21 hat sich mit dem Thema steigende Gaspreise und der Rolle Russlands beschäftigt.