Wir lieben Klamotten! 60 neue Kleidungsstücke kaufen wir Deutschen durchschnittlich pro Jahr. Dank günstiger Preise bei Modeketten muss eine Jeans heute nicht mehr einen ganzen Lebensabschnitt mitmachen. Doch die Schnäppchen zahlen andere einen hohen Preis. Arte hat sich mit der verheerenden Öko-Bilanz der globalisierten Textilindustrie beschäftigt.
So langsam steigt aber auch bei immer mehr Verbrauchern das Bewusstsein, welche Schäden bei der Herstellung unserer Kleidung entstehen. „Made in Green“, „EU-Ecolabel“ oder „Fair Wear Foundation“ - mittlerweile gibt es unzählige Label auf dem Markt, die bei der Kaufentscheidung helfen sollen. Greenpeace hat sich die Siegel vorgeknöpft und gibt einen Überblick, welches wirklich hält, was es verspricht.
Etwas mehr Orientierung wollte auch die Bundesregierung bieten. Anfang September stellte Entwicklungsminister Müller den „Grünen Knopf“ vor, ein neues Siegel für nachhaltige Kleidung. Wer den „Grünen Knopf“ für sein Textilprodukt haben will, muss 26 soziale und ökologische Mindeststandards einhalten. Das umfasst etwa das Verbot von Weichmachern und anderen Chemikalien sowie Grenzwerte für Abwässer, die bei der Produktion entstehen. In einer Pressekonferenz hat Gerd Müller sein Vorhaben detailliert vorgestellt.
Doch auch der „Grüne Knopf“ scheint nicht der Weisheit letzter Schluss. Der Spiegel hat mit Jan Thelen, dem Gründer einer nachhaltigen Modemarke, über Müllers Siegel gesprochen. Er kritisiert: „Beim Grünen Knopf wird die gesamte Faserebene ausgeblendet. Es dürfen umweltschädliche Viskosefasern eingesetzt werden oder auf Teflon basierende Membranen, die hinterher Sondermüll sind. Das heißt, ein normales Baumwoll-T-Shirt, das hoch und runter mit Pestiziden begossen und unter unschönen Bedingungen in Rumänien produziert wurde, würde den Grünen Knopf bekommen. Das ist absolute Verbraucherverwirrung.“
Die Bilder des Einsturzes einer Textilfabrik in Bangladesch gingen 2013 um die Welt. Nach dem Unglück, bei dem über 1000 Arbeiterinnen und Arbeiter ums Leben gekommen sind, wurde vielen Konsumenten erstmals bewusst, wie schlecht die Arbeitsbedingungen dort wirklich sind. 10, 12, bis zu 16 Stunden nähen dort vorwiegend Frauen an sechs oder sieben Tagen in der Woche – für umgerechnet 58 Euro im Monat. Eine 37-Grad-Reportage zeigt den Alltag der Arbeiterinnen.