Die Firma Cambridge Analytica hat die Daten von bis zu 87 Millionen Facebook Nutzern illegal abgesaugt. Rund 310 000 Nutzer davon sollen aus Deutschland kommen. Laut aktuellem DeutschlandTrend ist das Vertrauen in das soziale Netzwerk mittlerweile gering. Nur 10 Prozent der befragten Facebook-Nutzer haben großes Vertrauen, dass das Unternehmen mit persönlichen Daten verantwortungsvoll umgeht. 88 Prozent haben wenig oder gar kein Vertrauen. Sehr großes Vertrauen hat demnach keiner der befragten Facebook-Nutzer.
Netzpolitik.org berichtet, dass wohl sogar noch mehr Nutzer betroffen sein könnten. „Was im Zahlen-Bingo untergeht: Facebook bestätigt in einem Blogpost unsere Befürchtung, dass der Datenabgriff durch Cambridge Analytica und Partner (wahrscheinlich) nur die Spitze des Eisberges ist und möglicherweise alle Nutzer (mehrfach) betroffen sind, die nicht von selbst die Datenschutzeinstellungen schärfer gestellt haben. Denn die Funktionen für die Suche nach Nutzern und die Account-Wiederherstellung haben sich leicht missbrauchen lassen – was offenbar in großem Stil geschehen ist.“
Auch die Deutsche Post verhökert Kundendaten, fand diese Woche die Bild am Sonntag heraus. Im Bundestagswahlkampf 2017 zahlten CDU und FDP für straßengenaue Analysen einer Post-Tochter: Die CDU baute darauf ihren Haustür-Wahlkampf auf, die FDP verschickte so Wahlwerbung an bestimmte Zielgruppen. Die Post-Tochter verfügt dabei über riesige Datenmengen. Die BAMS zitiert aus einem vertraulichen Papier der Post: „Für ca. 20 Mio. Häuser mit rund 34 Mio. Haushalten in Deutschland stehen mehr als 1 Milliarde Einzelinformationen zur Verfügung.“
Wie kommt das alles? Jeder, der in Deutschland eine Adresse hat, ist automatisch in den Post-Datenbanken. Um die Nutzung dieser Daten zu verhindern, müssen Verbraucher schriftlich widersprechen. Die Verbraucher können von der Deutschen Post Direkt GmbH auch Auskunft darüber fordern, welche Daten das Unternehmen über sie gesammelt hat und woher diese stammen. Dafür stellt die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein ein Musterschreiben zur Verfügung. Auch die Datenschutzbehörde in NRW empfiehlt allen Verbrauchern, sich bei Post Direkt in Troisdorf (z.B. an datenschutz@postdirekt.de) zu erkundigen, was über sie gespeichert wurde.
Besseren Zugriff auf die Daten ihrer Bürger möchte auch die Polizei. Ab Sommer soll in Bayern ein neues Polizeigesetz gelten. Die Polizei dort darf bald Inhalte in der Cloud durchsuchen, V-Leute in Chats einschleusen und ohne Verdacht auf konkrete Straftaten ermitteln. Die Autorin von Netzpolitik.org schreibt: „Das Gesetz kommt einem Ausbau der Polizei zum Nachrichtendienst gleich“. Um gegen Bürger vorgehen zu dürfen, musste die Polizei bislang eine „konkrete Gefahr“ nachweisen – bald könnte eine „drohende Gefahr“ ausreichen. Das WDR-Magazin Monitor lässt Hartmut Wächtler, ein Münchener Anwalt, der ein Gutachten zum Polizeiaufgabengesetz verfasst hat, zu Wort kommen: „Man muss sich klar sein darüber, dass damit die größte und umfassendste Kontrollkompetenz geschaffen worden ist für eine Polizei in Deutschland seit 1945 […].“.