Spätestens Ende 2022 geht in Deutschland der letzte Atomreaktor vom Netz. Was übrig bleibt, sind hochgefährliche Abfälle, die noch viele tausend Jahre strahlen. Wo dieser Müll hin soll – circa 27.000 Kubikmeter in 1900 Castorbehältern – ist derzeit offen. Viele Menschen in Deutschland fragen sich nun: Kommt bald ein Atomendlager in meine Nachbarschaft? Ein Bericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung hat nun ergeben, welche Gebiete in Deutschland in Frage kommen, es sind rund 90. Die Karte und ein Bericht darüber, wie es weitergeht, findet sich bei der tagesschau.
Über 30 Jahre lang galt der Salzstock Gorleben als die Lösung für den Abfall der Atomindustrie. Laut dem aktuellen Bericht der Forscherinnen und Forscher scheidet das kleine Dorf am Ostrand Niedersachsens aber künftig als Lager aus – wegen geologischer Mängel. Eine Anti-Atom-Aktivistin berichtet in der taz von ihrem langen Kampf gegen die Lagerung in Gorleben. Sie ist überzeugt davon: „Unser Widerstand hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass jetzt endlich auf die Wissenschaft gehört wird und die geologischen Kriterien zum Tragen kommen.“
Auch Frontal 21 berichtet, wie sich die Entscheidungsträger in den 1970er-Jahren aus rein politischen Gründen für Gorleben als Endlager entschieden hatten, auch weil es zum „Zonenrandgebiet“ gehörte, das an die DDR grenzte.
Im Jahr 2017 beschloss der Bundestag das Standortauswahlgesetz. Es regelt eine „ergebnisoffene, wissenschaftsbasierte und transparente Suche sowie die Auswahl eines Standortes für eine Anlage zur Endlagerung in Deutschland“. Oder wie es der Spiegel formuliert: Wie viele geeignete Formationen ein Bundesland habe, sei deshalb kein politisch böser Wille, sondern schlicht das Erbe der Erdgeschichte.
Auch Bayern hat damals das Standortauswahlgesetz mit beschlossen. Heute wehrt sich die Regierungskoalition aus CSU und Freien Wählern allerdings gegen ein Endlager auf ihrem Boden. Auch weil laut dem aktuellen Bericht große Teile des Freistaats zumindest geologisch in der engeren Auswahl bei der Suche nach dem Endlager sind. Im dortigen Koalitionsvertrag steht: „Wir sind überzeugt, dass Bayern kein geeigneter Standort für ein Atomendlager ist.“ Ministerpräsident Markus Söder beteuerte allerdings im ZDF heute-journal, Bayern werde sich konstruktiv in den Auswahlprozess einbringen.
Insgesamt bleibe aber die Entscheidung der Politik das größte Problem, kommentiert tagesschau.de. Je kürzer die Liste von möglichen Standorten, desto wahrscheinlicher werde es, dass Politiker versuchen würden, den Unmut und die Angst im eigenen Bundesland oder Kreis für sich zu nutzen. Gegen Protest helfe nur ein gutes und faires Verfahren. Und das stete Erinnern ans Gemeinwohl. Denn irgendwo müsse der strahlende Müll halt hin.