Die so genannten Wirtschaftsweisen forderten diese Woche von der Politik, das Arbeitszeitgesetz zu lockern. Christoph Schmidt, der Vorsitzende des Gremiums, begründete das in der Welt am Sonntag so: „Firmen, die in unserer neuen digitalisierten Welt bestehen wollen, müssen agil sein und schnell ihre Teams zusammenrufen können. Die Vorstellung, dass man morgens im Büro den Arbeitstag beginnt und mit dem Verlassen der Firma beendet, ist veraltet.“
Die Forderung des Wirtschaftsweisen stieß auf viel Kritik. Auch weil bereits heute viele Arbeitnehmer deutlich mehr arbeiten, als in ihren Verträgen steht: Gut 1,8 Milliarden Überstunden haben die Deutschen allein im Jahr 2015 angesammelt. Nur die Hälfte davon wird bezahlt und längst nicht alle werden ausgeglichen. Die meisten Menschen wollen also keine flexibleren Arbeitszeiten, sondern vielmehr eine klare Abgrenzung, wie Zeit Online schreibt.
Immer wieder kritisieren Organisationen wie die OECD, dass die Löhne in Deutschland zu langsam steigen. Der Deutschlandfunk hat mit Marcel Fratzscher gesprochen, der das Institut für Wirtschaftsforschung leitet. Der Ökonom spricht sich für höhere Löhne aus und ist der Überzeugung, dass sich deutsche Unternehmen das auch leisten können. „Deutschland ist selten so wettbewerbsfähig gewesen wie heute. Die deutschen Exportunternehmen haben ein Rekordjahr nach dem anderen, haben hohe Erträge. Das gilt sicherlich nicht für jedes Unternehmen, ganz klar. Es gibt auch Unternehmen, die damit Probleme haben. Aber der Großteil der Unternehmen steht hervorragend da, hat Exportüberschüsse, ist wettbewerbsfähig, und es geht ja darum, die Menschen auch zu qualifizieren.“
Für viele Menschen in Deutschland reicht ein Job oft nicht zum (Über-)Leben. Viele müssen deshalb mehreren Tätigkeiten nachgehen. Wie aus einer Erhebung der Bundesagentur für Arbeit hervorgeht, stieg die Zahl derjenigen, die mehrere Jobs haben, binnen zehn Jahren um rund eine Million auf 3,2 Millionen (Stand März 2017).
Der Textilriese H&M wirbt immer wieder mit fairen Arbeitsbedingungen für seine Mitarbeiter. Angestellte des Konzerns klagen derweil über ultraflexible „Stundenlöhnerei“ und Druck auf Betriebsräte und Mütter, wie das ARD-Magazin kontraste berichtet. Auch bei Zeit Online kommen zwei Mitarbeiter des Konzerns zu Wort und berichten von Psychostress bei dem schwedischen Unternehmen.