Was mit Greta Thunberg als einer einzigen Schülerin in Schweden angefangen hat, ist mittlerweile ein weltweites Phänomen.
Was mit einer einzigen Schülerin in Schweden angefangen hat, ist mittlerweile ein weltweites Phänomen. In 500 Städten auf allen Kontinenten ziehen Schülerinnen und Schüler freitags durch die Innenstädte. Unter dem Motto „Fridays for Future“ demonstrieren sie jede Woche für einen besseren Klimaschutz. Die Schulpflicht ignorieren sie dabei. Das sehen viele kritisch. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier twittere: „Politisches Engagement von SchülerInnen immer gut, Schuleschwänzen fast immer schlecht. Je öfter, desto dümmer!“
Rein rechtlich ist das Fernbleiben vom Unterricht, egal ob man demonstriert oder mit dem besten Freund ins Kino geht, eine Ordnungswidrigkeit. Schulschwänzern droht ein schriftlicher Verweis oder (in Extremfällen) sogar der Rauswurf aus der Schule. Schulen haben aber bei der Auslegung einen gewissen Spielraum und den nutzen viele auch. Am Beispiel der Schülerdemos in Nürnberg zeigt das Nachrichtenportal nordbayern.de, wie unterschiedlich Schulleiter mit den „Fridays For Future“-Demonstrierenden umgehen: Während sich einige Schüler ein Attest ausstellen ließen, um Sanktionen zu entgehen, sollten andere Schüler einfach einen Aufsatz über ihre Erfahrungen bei der Demonstration schreiben und durften deshalb dabei sein.
Immer wieder wird aber auch der Vorwurf laut, manchen Schülern ginge es gar nicht um den Klimaschutz. Für sie seien die Demos einfach Gelegenheit, die Schule mal links liegen zu lassen. Der Kommentator der Augsburger Allgemeinen wirft den Demonstrierenden Inkonsequenz vor: „Wo zumindest ein Teil der Teilnehmer nur gegen die Erderwärmung demonstriert, weil die ihm ein Argument zum Schwänzen der Schule liefert, entwertet das am Ende auch das Anliegen selbst. Mit dem Einwegbecher von Starbucks mal kurz zur Klima-Demo, dann rasch noch ein, zwei Bilder bei Instagram posten und wieder ab nach Hause – ist das die neue deutsche Protestkultur?“
Initiatorin der Proteste ist die 16-jährige Greta Thunberg aus Schweden. Seit der Dürreperiode 2018 protestiert sie immer freitags vor dem schwedischen Reichstag. Ihr Motto: „Skolstrejk för klimatet“ („Schulstreik für das Klima“). Rasch fand sie Nachahmer, die sich unter dem Hashtag #FridaysForFuture organisieren. Doch warum hat sie sich für ihren Protest einen Schultag ausgesucht? Im Gespräch mit dem Spiegel begründet sie das mit der größeren Aufmerksamkeit, die mit dem Schwänzen einhergeht.
Und die Rechnung geht auf: Mittlerweile spricht Greta mit Politikern und Mächtigen aus der Wirtschaft über ihr Anliegen. Im Dezember war Greta Gast auf der Weltklimakonferenz in Katowice, kurz darauf hielt sie eine Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Das ZDF-Auslandsjournal hat Greta getroffen. Im Interview sprechen sie und ihr Vater über Gretas Ziele, was sie von ihrer Bekanntheit hält und warum ein Foto, das sie beim Mittagessen zeigt, für viel Kritik sorgte.
Die Zeit fordert in ihrem Kommentar einen anderen Umgang mit den Schülern. Politiker müssten die Bedenken der „Fridays for Future“-Demos endlich ernst nehmen. Denn Wissenschaftler schlagen schon lange Alarm. So fordern Wissenschaftler vom Weltklimarat bis zum Jahr 2050 rapide, weitreichende und noch nie dagewesene Veränderungen in allen Bereichen, um die Erderwärmung zu begrenzen. Viele Schüler, die aktuell in Städten auf der ganzen Welt demonstrieren, werden 2050 noch keine 50 Jahre alt sein.