Sie haben quasi über Nacht viele deutsche Innenstädte erobert: E-Scooter waren das Gesprächsthema im Sommer. Zugelassen wurden die Roller eigentlich mit dem Ziel, unseren Verkehr zu entlasten. So sollten sie den Weg zur nächsten Nahverkehrshaltestelle bequemer machen, dafür sorgen, dass weniger Autos die Straßen verstopfen. Doch eignen sich die Leichtgewichte wirklich dafür, den Alltag zu erleichtern? Der Deutschlandfunk hat einen Reporter den Test machen lassen. 50 Tage nach der offiziellen Zulassung der Roller zieht er ein Fazit.
In Großstädten dominieren vor allem Leihroller das Bild. Mit einer App kann man die Modelle, die von Firmen wie Lime, Circ oder Bird angeboten werden, entsperren und zahlt dann einen festen Minutenpreis. Das rechnet sich vor allem in Stadtteilen, die bei jungen Menschen und Touristen beliebt sind. Der RBB zeigt am Beispiel Berlin, dass Pendler, die ja eigentlich von den Rollern profitieren sollten, wohl kaum die Zielgruppe der Verleihfirmen sein können. So haben die Daten ergeben, dass alleine am Checkpoint Charlie mehr Roller zu finden sind als in den vier Außenbezirken Reinickendorf, Steglitz-Zehlendorf, Marzahn-Hellersdorf und Spandau zusammen.
Wer wirklich regelmäßig mit einem E-Scooter unterwegs ist, für den lohnt es sich womöglich, einen eigenen anzuschaffen. Die gibt es bereits ab 200 Euro. Doch man sollte beim Kauf einiges beachten, denn ähnlich wie ein Motorrad müssen auch E-Roller versichert werden. Die Verbraucherzentrale hat auf ihrer Homepage eine Liste mit Tipps für Kaufinteressenten zusammengestellt.
20 km/h dürfen die Roller laut Verordnung fahren. Das reicht, um sich ordentlich zu verletzen, wenn man damit stürzt. Eine Helmpflicht besteht nicht. Dem Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, reicht es. Er fordert ein Verbot der Roller. Der Spiegel hat sich mit der Forderung auseinandergesetzt.
Schlechte Ökobilanz, verletzte Fahrer, genervte Fußgänger, die Liste an Kritikpunkten ist lang. Also die Dinger einfach wieder abschaffen? Nein, findet der Tagesspiegel in einem Kommentar: „Im Ärger über die E-Scooter drücken sich gleich mehrere deutsche Ur-Ängste aus: vor Veränderung im Allgemeinen und vor Veränderung auf der Straße im Besonderen. Das Auto wird noch weniger Platz haben und sich den knappen Raum teilen müssen – jetzt nicht nur mit den nervigen Fahrradfahrern, sondern mit den merkwürdigen E-Scootern. Das Auto verliert nicht nur seinen Wert als Statussymbol, es hat auch kein Alleinstellungsmerkmal mehr auf der Straße. Es reiht sich ein in eine Reihe gleichwertiger Fortbewegungsmittel.“