Ob Grippe, Magen-Darm-Infekt oder Rückenschmerzen – für viele ist der niedergelassene Hausarzt der erste Ansprechpartner. Doch in dörflichen Regionen bahnt sich ein massiver Ärztemangel an: Bis 2020 gehen 50.000 niedergelassene Ärzte in den Ruhestand und junge Ärzte zieht es nicht gerade in Scharen in die Provinz. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat auf ihrer Internetseite eine interaktive Karte, die einen guten Überblick vermittelt, welche Regionen wie versorgt sind.
Besonders betroffen vom Hausärztemangel ist Mecklenburg-Vorpommern. Für die, die noch praktizieren, bedeuten die Engpässe eine massive Mehrbelastung. Die NDR-Reporter von 45 min begleiten einen Arzt, der trotz seines Alters von 80 Jahren noch arbeitet, um die Versorgung der Dorfbewohner zu garantieren.
Doch warum wollen so wenige junge Ärzte eine eigene Praxis auf dem Land eröffnen? Die Selbstständigkeit schreckt viele ab. Die Kosten für eine Praxiseröffnung, die Bürokratie und nicht zuletzt die langen Arbeitstage sind für Berufsanfänger, die womöglich bald eine Familie gründen wollen, keine attraktiven Aussichten. Doch hier liegt auch eine Chance für ländliche Räume. Der MDR zeigt ein solches Beispiel. In der Oberlausitz haben die Uniklinik Dresden und der Landkreis Bautzen 14 Arztpraxen auf dem Dorf übernommen und junge Ärzte angestellt. Für eine Gynäkologin hat das Modell klare Vorteile: „Man hat seine geregelten Arbeitszeiten, man hat seinen Urlaub, man braucht keine Angst haben, dass man, wenn man mal krank ist, einen Verdienstausfall hat.“
Medizin ist einer der beliebtesten Studiengänge. Pro Platz gibt es fast fünf Bewerber, die Studienvoraussetzungen sind entsprechend hoch. Hier will Nordrhein-Westfalen ansetzen und junge Landärzte gezielt rekrutieren. Künftig sollen rund acht Prozent der Studienplätze im Semester für Bewerber reserviert sein, die sich verpflichten, mindestens zehn Jahre als Landarzt zu praktizieren. Im Gegenzug hat unter anderem die Abiturnote weniger Gewicht. Die Rheinische Post berichtet, welche Kritik es an dem sogenannten Landarztgesetz gibt und wie die Landesregierung sicherstellen will, dass Patienten auf dem Dorf auch wirklich davon profitieren.
Ein Grund für die Überlastung der Ärzte sind aber auch die häufigen Arztbesuche der Deutschen. Durchschnittlich zehn Mal sucht jeder Bundesbürger jährlich den Rat eines Mediziners. Zum Vergleich: In Schweden sind es gerade mal durchschnittlich 2,8 Arztbesuche pro Jahr. Die sogenannte Telemedizin könnte hier für Entlastung sorgen. Wer beispielsweise eine Erkältung hat und sich lieber ein paar Tage auskurieren möchte, kann sich auch per WhatsApp krankschreiben lassen. Ein Hamburger Start-Up macht dies möglich. Die Welt hat sich mit der Idee beschäftigt und erklärt, wie die rechtliche Grundlage ist und was die Firma tut, damit das Angebot nicht missbraucht wird.