In ihren Wahlspots im vergangenen Jahr haben SPD und Union gern mit jungen Familien geworben. Aber eigentlich wird es werdenden Eltern in Deutschland ziemlich schwer gemacht. Schon vor der Geburt des Kindes sind Hebammen oft nicht zu finden, Kreißsäle in Großstädten oftmals überfüllt. Das ARD-Mittagsmagazin hat Paare und frischgebackene Mütter bei ihrer verzweifelten Suche nach Hebammen und Klinikplätzen begleitet. Die Elterninitiative motherhood e.V. gab letzten Sommer sogar eine „Reisewarnung“ für Schwangere heraus, weil in vielen Teilen Deutschlands einfach keine sichere Geburtshilfe mehr garantiert werden konnte.
Ein zunehmend gravierendes Problem für Hebammen sind die Kosten für die Berufshaftpflichtversicherung: Freiberufliche Hebammen müssen diese Police zwingend abschließen und enorm hohe Prämien bezahlen - vor allem, wenn sie auch Geburtshilfe anbieten. Tagesschau.de hat die Hintergründe zu der Entwicklung.
Bei sueddeutsche.de berichtet eine Hebamme in einer Kolumne anonym über ihre Arbeit. Sie ärgert sich regelmäßig über die hohe Versicherungsbeiträge und die überfüllten Krankenhäuser. Und meint: „Es ist wie in anderen Pflege-Berufen auch: Sind die Leute direkt betroffen, finden sie die Umstände skandalös. Frauen, die schwanger sind oder gerade ein Kind bekommen haben, unterschreiben dir jede Online-Petition, und manche Eltern gehen vielleicht auch mal auf eine Demo. Aber das Thema rutscht auch bald wieder von ihrer Agenda. Denn sie sind ja längst mit der nächsten Jagd beschäftigt: nach einer Kita, einer größeren Wohnung, einem Kindergartenplatz.“
Wenn das Kind dann auf der Welt ist, kommt die nächste Hürde. Zwar besteht seit 2013 für Kinder ab dem ersten Lebensjahr ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Trotzdem sind die Angebote für die unter Dreijährigen vielerorts noch unzureichend, wie das Institut der deutschen Wirtschaft ermittelt hat: Bundesweit fehlen für Kinder unter drei Jahren 296 000 Betreuungsplätze. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es gut 78 000 Plätze zu wenig – dort gehen also rund 16 Prozent aller unter Dreijährigen leer aus.
Ein weiteres Problem. Die Familiengründung in Deutschland geht immer noch vor allem zu Lasten von Frauen. Das zeigt sich am Beispiel des Elterngeldes. Die Welt, die das exemplarisch am Beispiel Bayern erzählt, weiß: Während Frauen in der Regel knapp zwölf Monate den Nachwuchs betreuen, tauschen Männer nur für die zwei Pflichtmonate ihren Job mit der Wickelkommode. Dabei könnten die insgesamt 14 Monate paritätisch verteilt werden. Auch die OECD hat im vergangenen Jahr wieder einmal festgestellt: Noch immer ist Kindererziehung in Deutschland Frauensache, trotz Elterngeld und Kita-Ausbau. Andere Länder, etwa die skandinavischen, sind da schon viel weiter, weiß eine OECD-Wissenschaftlerin im Deutschlandfunk-Interview.