Wenn ein junger Comedian fragt: "Darf er das?", um dann Witze über Menschen mit Behinderung zu machen, wenn Kabarettisten Frauen beleidigen oder schlecht recherchiert Schwarzen Menschen Rassismus gegen Weiße unterstellen, stellt sich nicht mehr nur die Frage: "Was darf Satire?"
Wir sollten nicht immer nur nach den Rechten der Satire fragen, sondern auch mal nach ihren Pflichten. Was muss Satire? Sarah Bosetti findet: sich Mühe geben. Wenigstens das. Sich hinterfragen lassen. Man kann jede Rolle spielen und alles sagen, darf über jeden Menschen Witze machen und jedes Tabu brechen. Aber man muss sich fragen lassen warum. Jede Reflexion all unseres menschlichen Handelns fragt immer nach dem Warum. Wieso sollte das bei Menschen anders sein, die auf Bühnen stehen? Das ist keine Cancel Culture, das ist Kritik.
Natürlich ist nicht jede Kritik berechtigt. Es gibt Leute, die sich ständig beleidigt fühlen wollen. Und vielleicht gibt es sogar Leute, die es verdient haben, beleidigt zu werden. Aber eben aufgrund der Dinge, die sie tun, und nicht der Dinge, die sie sind oder die, wie bei K.O.-Tropfen, mit ihnen getan werden. Wenn ein Rassist im Rollstuhl sitzt, ist Sarah Bosetti die Erste, die einen Witz über ihn macht. Aber nicht über seine Unfähigkeit zu laufen, sondern über seinen Rassismus.