Bei der Verleihung des Deutschen Hörfilmpreises 2017 sind gleich drei Auszeichnungen an das ZDF gegangen. Die Jury-Entscheidung fiel in der Kategorie TV auf den Fernsehfilm „Familienfest“ (Redaktion: Caroline von Senden). Die Folge „Geld – Der schlaue Tausch“ der Kinderwissensreihe „Löwenzahn“ (Redaktion: Margrit Lenssen) wurde mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Die ZDF-Kinokoproduktion "Nebel im August" (Redaktion: Caroline von Senden) erhielt eine Auszeichnung in der Kategorie Kino. Der Deutsche Hörfilmpreis wurde im Rahmen einer festlichen Gala am 21. März 2017 im Kino International in Berlin vergeben.
Hörfilme ermöglichen es blinden und sehbehinderten Menschen, Filme als Ganzes wahrzunehmen und zu genießen. Dafür werden Filme mit einer Audiodeskription (AD) versehen, die zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik und Dekors schildert. Die Bildbeschreibungen werden in den Dialogpausen eingesprochen.
Der Deutsche Hörfilmpreis wird seit 2002 vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) verliehen und von der Aktion Mensch unterstützt.
Fernsehfilm „Familienfest“
Zum 70. Geburtstag von Hannes Westhoff (Günther Maria Halmer) findet sich die Familie im herrschaftlichen Wohnsitz des Patriarchen zusammen. Anne (Michaela May), seine zweite Ehefrau, hat nicht nur die Söhne Max (Lars Eidinger), Frederik (Barnaby Metschurat) und Gregor (Marc Hosemann) eingeladen, sondern auch deren Mutter, Hannes' Ex-Frau Renate (Hannelore Elsner). Jahrzehntealte Streitigkeiten und Auseinandersetzungen haben die Familie entfremdet. Niemand interessiert sich wirklich für den anderen, oberflächlich scheint die Wiedersehensfreude. Doch wie lange kann man schweigen, wahre Gefühle unterdrücken, den Schein wahren? Am Tag des Festes treten die unterdrückten Konflikte zu Tage.
Mit bitterbösem Humor seziert Regisseur Lars Kraume in der Tragikomödie der Autoren Andrea Stoll und Martin Rauhaus subtil die Dramen, Eigenarten und Geheimnisse, die so oder so ähnlich unter der Oberfläche einer wohl jeden Familie schlummern. „Familienfest“ ist als intensives Kammerspiel inszeniert. Die sich stetig steigernde Handlung findet an nur zwei Tagen in der Villa von Hannes und Anne statt. Während der Familienzusammenkunft bieten die insgesamt neun Hauptdarsteller/innen äußerst vielfältige Facetten bei ihrem grandiosen Spiel.
Für die Audiodeskription bestand die Hauptaufgabe darin, auf sachliche und zurückgenommene Weise durch die Filmhandlung zu führen. Der Fokus richtete sich auf die Verortung und Benennung der Personen sowie ihr Verhältnis untereinander. Die atmosphärische Unerträglichkeit benötigte keine weitere Verstärkung durch die Filmbeschreibung, sondern war aufgrund der hervorragenden Schauspielleistungen auch für den blinden und sehbehinderten Zuschauer gleichermaßen spürbar.
Mehr zu Löwenzahn
Die Wunder vor der Tür entdecken und verstehen: Die Sendereihe „Löwenzahn“ verwebt Geschichten und Wissensvermittlung mit dokumentarischem Material und animierten Videos. Die Folge „Geld – Der schlaue Tausch“ zeichnet sich aus durch ihre anschauliche Erklärung des abstrakten Tauschprozesses beim Bezahlen mit Geld: Humorvolle Trickfilme zeigen die Anfänge mit schlichten Muscheln bis hin zum Druck von Banknoten. Spannung erzeugen wiederum die einfühlsamen Beschreibungen der Rahmenhandlung rund um den Geldmangel in Bärstadt, ausgelöst von einem Computervirus. Fritz Fuchs schließlich löst das Problem, indem er mithilfe von Keks‘ Pfote eine alternative Währung druckt, den „Bärstädter Taler“.
Auf lebendige und kindgerechte Weise gestaltet die Audiodeskription diese unterschiedlichen Stränge. Ansprechend und liebenswert sind die Hauptfiguren Fritz Fuchs, sein Hund Keks und deren Freunde geschildert. Die Beschreibung schafft rasch eine enge Vertrautheit zwischen den Hörenden und den Protagonisten sowie eine enge Bindung an die Sendereihe insgesamt. Dadurch unterstützt sie das Verständnis für komplexe Zusammenhänge in der Lebenswelt der Kinder.
Kinofilm „Nebel im August“
Die Kinokoproduktion „Nebel im August“ (collina filmproduktion gmbh, Ulrich Limmer ) von Regisseur Kai Wessel mit Sebastian Koch, Fritzi Haberlandt und Ivo Pietzcker in den Hauptrollen wurde in der Kategorie Kino ausgezeichnet. „Nebel im August“ wurde inszeniert nach Motiven des gleichnamigen Tatsachenromans von Robert Domes, das Drehbuch schrieb Holger Karsten Schmidt. Der Film erzählt die Geschichte des 13-jährigen Ernst Lossa, der im nationalsozialistischen Deutschland als schwer erziehbar gilt und im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms ermordet wird.