Hannah Arendt (1906 - 1975) gehörte nicht zu den weltfremden Philosoph*innen im Elfenbeinturm. Ihr Buch „Macht und Gewalt“ von 1970 entsteht in einer Gegenwart, die geprägt ist von der Black Power Bewegung, den studentischen Protestbewegungen und dem Vietnamkrieg, der sich zu einem apokalyptischen Schachspiel zwischen den Supermächten entwickelt hatte, dem Kalten Krieg. Die Szenarien ähneln vielen des 21. Jahrhunderts, wie Bürgerkrieg in Syrien oder aufflammender Rassismus.
Bis heute laufen die meisten gängigen Macht- und Gewalttheorien darauf hinaus, Macht und Gewalt gleichzusetzen. Bei Hannah Arendt ist das anders, für sie ist Macht immer in der Hand einer Gruppe, nicht eines Einzelnen. In ihren Augen - ähnlich wie bei Niklas Luhmann - ist Macht eine Form der Organisation freier Menschen, während Gewalt ein Mittel darstellt, gegen die Freiheit der anderen etwas durchzusetzen. Gewalt verlässt sich immer auf Werkzeuge, auf Waffen, zu denen auch Propaganda gehört. Macht hingegen verlässt sich auf Argumente und Gegenargumente, also auf den Prozess kritischer Prüfung und freier Entscheidung.
Um den Zusammenhang von Macht und Gewalt und Arendts Theorien dazu geht es im Video.