Es gibt sie noch, die wenigen und letzten Reste echten Urwalds in Europa. Vier solcher Urwaldinseln liegen mitten im Nationalpark Bayerischer Wald, dem ältesten Nationalpark in Deutschland.
Das größte Waldgebiet Mitteleuropas
Vor 50 Jahren hat man ihn gegründet und beschlossen, dass auch die großen Waldgebiete um diese Inseln herum wieder zu Urwald werden sollen. Zusammen mit dem angrenzenden Nationalpark Sumava in Tschechien bildet der Nationalpark Bayerischer Wald mit 920 Quadratkilometern das größte Waldgebiet Mitteleuropas.
Das Werk der Natur
Der Urwald, der hier einmal stand, wurde vor langer Zeit zu einem Wirtschaftswald umfunktioniert. Seit dem 7. Oktober 1970 aber darf der Wald wieder wachsen, wie er will. Für einen Nationalpark gilt Prozessschutz. Das heißt, natürliche Prozesse sollen möglichst ohne Einfluss des Menschen ablaufen können. Und obwohl es sicher viel mehr als 50 Jahre braucht, bis hier wieder ein echter Urwald steht, zeigt sich schon jetzt mit dem Rückkehr seltener Arten.
Der Nationalpark Bayerischer Wald ist aber nicht nur Tourismusmagnet und Hotspot für Biodiversität, sondern auch Forschungsregion.
Bedeutung des Tods im lebenden Ökosystem
In einem aktuellen Forschungsprojekt wollen Biologen und Ökologen zum Beispiel eine Brücke schlagen zwischen der Bedeutung des Totholzes und der tierischer Kadaver in einem Waldökosystem. Denn Sterben und Zersetzung gehören darin zu den notwendigen Prozessen, die Nährstoff- und Energieflüsse beeinflussen. Nur hat man bislang aus ästhetischen und veterinärrechtlichen Gründen Kadaver nicht im Wald belassen, sondern entsorgt. Dem Waldökosystem fehlt damit ein Teil des Recycling- und Ressourcen-Potenzials.
Nano-Reporter Gregor Steinbrenner ist auf Spurensuche im Nationalpark Bayerischer Wald.