Prinz gegen Republik: Seitdem der Forderungskatalog der Hohenzollern an die öffentliche Hand geleakt wurde, gibt es eine bundesweite Debatte: Prinz Georg Friedrich von Preußen, der Nachfahre des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., fordert enteignete Kunstobjekte zurück und eine Entschädigung in Millionenhöhe. Vor Gericht läuft alles auf eine Frage zu: Verhalfen die Hohenzollern den Nazis zur Macht?
Prinz Georg Friedrich von Preußen galt bisher als zurückhaltend, höflich und sympathisch - bis eine folgenschwere Indiskretion alles änderte: Ein Insider machte im Sommer 2019 ein geheimes Dokument aus den Verhandlungen publik, die die Hohenzollernfamilie seit Jahren mit Bund und Ländern führt. Es geht um eine Millionen-Entschädigung für enteignete Schlösser und um die Eigentumsklärung tausender Gemälde, Skulpturen, Möbel und Fotos.
Rechtsstreit wird zum Politikum
Die Forderungen der Hohenzollern lösten einen Sturm der Entrüstung aus, die öffentliche Meinung scheint sich darin einig, dass die Ansprüche maßlos und geschichtsvergessen seien. Auf Seite der Hohenzollern wird betont, der Prinz tue nichts anderes als seine Bürgerrechte wahrzunehmen: Er möchte klären – so wie es hunderte Bundesbürger vor ihm getan haben –, ob er Restitutionsansprüche auf enteigneten Besitz auf dem Gebiet der ehemaligen DDR hat.
"Maßlos und geschichtsvergessen"
War die Enteignung durch die Sowjets 1945 rechtmäßig? Das hängt vor Gericht vor allem von der Frage ab, inwieweit der letzte Kronprinz Wilhelm den Nationalsozialisten zur Macht verholfen hat oder nicht. Diese Frage wird von Historikern unterschiedlich beantwortet – und könnte entscheidend werden in dem Streit.
Bei der Debatte geht es auch um die Frage, in welcher Form nationales Kulturgut geschützt werden sollte. Und es ist ein Streit um die Deutungshoheit über deutsche Geschichte: Haben die Kaiser ihren Reichtum rechtmäßig verdient oder haben sie ihn dem Volk abgepresst? Wer verhalf Hitler zur Macht? Warum bot der Adel keine konservative Alternative zu den Nazis an? Und kann eine rechtmäßige Entscheidung womöglich trotzdem Unrecht sein?
Kann rechtmäßige Entscheidung Unrecht sein?
Im Film kommen zu Wort: Wolfgang Thierse (Bundestagspräsident a.D.), Benjamin Hasselhorn (Historiker), Stephan Malinowski (Historiker), Alexander von Schönburg (Journalist und Autor), Katja Kipping (Vorsitzende Die Linke), Michael-Benedikt Prinz von Sachsen-Weimar-Eisenach (Chef des Hauses Sachsen-Weimar), André Schmitz (Berliner Staatssekretär für Kultur a.D.), Jürgen Aretz (Verhandlungsführer Haus Hohenzollern und Staatssektretär a.D.) sowie Peter Raue (Rechtsanwalt)
Ein Film von Janin Renner und Tita von Hardenberg