Künstler erleben das, was sie am härtesten trifft: Auftrittsverbot. Von einem Tag auf den anderen sind sie arbeitslos. Neben der Tortur des Nichtstuns schmelzen die Rücklagen dahin. Die erste schnelle und unbürokratische Hilfe für Solo-Selbständige hat von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gut funktioniert. In Aussicht gestellte zinslose Kredite machen dagegen eher ratlos: "Wie soll man die zurückzahlen?“, fragt sich die Leipziger Musikern Friederike Otto, Ernährerin ihrer Familie, die gerade noch Rücklagen für einen Monat hat. Konstantin Krex, Sprecher des Berliner In-Clubs Kater Blau weiß nicht, ob der Club je wieder öffnen kann. Die 62 Angestellten sind in Kurzarbeit. Rücklagen wurden nicht gebildet. Und die Soforthilfen für Unternehmen kommen zu langsam.
Der Münchner Intendant Matthias Lilienthal fordert, dass Künstlern jetzt bedingungslos geholfen wird. Jeder solle 10.000 Euro bekommen, um die nächsten drei Monate zu überleben. Ist das realistisch? Und ist es gerecht? Schließlich ist nicht nur die Kreativbranche in Not. Wie relevant ist Kultur am Ende für die Gesellschaft?
Nackte Existenzangst stößt auf Explosion von Kreativität
Zukunftsforscher Matthias Horx fordert uns alle auf, in der Krise kreativ zu werden und sich selbst neu zu erfinden. Der Umbruch biete, laut Horx, auch viele Chancen. Tatsächlich reagieren viele Künstler erfinderisch: Der Star-Geiger Daniel Hope zeigt sich jeden Abend online aus seinem Wohnzimmer beim Musizieren. Die Berliner Clubszene überträgt regelmäßig DJ-Sets live im Netz, um Spendengelder zu generieren. Das Berliner Staatsballett ging mit einer heimischen Tanzperformance als Handyvideo viral und erreichte ein ungewohnt junges Publikum. Nie war das Angebot an Kulturstreams so reich. Auch der Galerist Johann König wurde selbst mit täglichen persönlichen Online-Führungen aktiv. Kunstinteressierte dürfen sich per Texmessage und Fragen an die Künstler*innen einschalten. "Ich habe das auch als eine Herausforderung gesehen, um da nicht der Katastrophe quasi in Zeitlupe zuzuschauen – ich versuche eh immer, aus allem das Beste zu machen", sagt Galerist König. Das Publikum freut sich über die Flut von neuartigen Kultur-Streams und Videos. Aber reicht das, um das Überleben der Kulturlandschaft zu sichern? Ohne den Staat wird das kaum gelingen.
"Nahrung für die Seele"
Der Film von Kathrin Schwiering zeigt die aktuelle, prekäre Situation der Kulturschaffenden und beleuchtet die unterschiedlichen Überlebensstrategien. Und zeigt eindringlich: "Kultur ist Nahrung für die Seele" - das war schon immer so, gilt aber gerade auch jetzt.