Ein Film von Daniel Böhm
Für afghanische Kulturschaffende kommt die Machtübernahme der Taliban einem Berufsverbot gleich. Viele flohen ins Ausland, andere sitzen in Kabul fest, verstecken sich und fürchten um ihr Leben.
Drei Monate nach dem Fall von Kabul blickt die Doku auf die Situation in Afghanistan und trifft auf Künstler*innen, die weiter auf eine Chance zur Flucht hoffen: Darunter der Theatermacher Ahmad Samin Farahmand, der nach wie vor Regie an der Universität in Kabul lehrt, aber nicht mehr auf die Bühne darf, die Malerin Hafiza, deren Galerie kurz nach dem Einmarsch der Islamisten geplündert wurde, und der Comedian Mohammad Karim Asir, der vor ein paar Wochen versuchte, ins benachbarte Pakistan zu fliehen, kurz vor der Grenze von Taliban-Kämpfern entdeckt und verprügelt wurde.
Doch nicht alle haben die Hoffnung aufgegeben. Rayaz Ahmed Sheer ist einer der wenigen noch aktiven Comedians. Er hat seine eigene Show auf Tolo-TV, dem größten Privatsender des Landes, und ging sogar in die Offensive: Er lud einen Taliban–Kommandanten, General Moubeen, in seine Sendung ein. Die Offiziellen der neuen Regierung geben sich wenig konkret. „Wir stehen ganz am Anfang“ sagt Inamullah Samangani, der zur Kulturkomission der neuen Regierung gehört. „Aber es ist natürlich klar, dass es präzise Regeln bezüglich Kunst und Kultur geben wird. Alle muss mit den Gesetzen des Islam übereinstimmen.“
Doch was stellen sich die Taliban genau unter Kunst vor? Und was macht den kulturellen Reichtum Afghanistans aus? Während der letzten Schreckensherrschaft der Taliban blieben nur Trümmer von historischen Kulturstätten und eine zerstörte zeitgenössische Kunstszene zurück. Doch statt Filmverbrennungen gibt es diesmal eine Kulturkommission. Von ihr hängt die Zukunft aller Kulturschaffenden in Afghanistan ab.