Frühjahr 2020: Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise werden Festspiele in Europa reihenweise abgesagt. Auch die Festspielleitung in Bayreuth schafft mit ihrer Absage schon sehr früh Fakten. An der Salzach hält man sich erstmal alle Möglichkeiten offen. Und die Strategie hat Erfolg, die Salzburger Festspiele 2020 finden statt! Bayreuth dagegen wird durch die plötzliche Erkrankung Katharina Wagners zusätzlich getroffen. Eine Dokumentation über den Sommer in den Festspielstädten Bayreuth und Salzburg und den unterschiedlichen Umgang mit Corona.
Viele Wochen wurde darüber spekuliert, seit 31. März ist es offiziell: Zum ersten Mal seit dem Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg gibt es 2020 keine Bayreuther Festspiele. Und nicht nur das Mekka für jeden Wagner-Fan in den Sommermonaten Juli und August, ist vom Virus ausgebremst; praktisch alle prestigeträchtigen Festivals in Europa sind abgesagt. Einzig die Salzburger Festspiele, das weltweit vielleicht bedeutendste Festival für klassische Musik, findet statt - wenn auch etwas verkürzt.
Für Bayreuth und Salzburg ist die Frage, ob es Festspiele gibt oder nicht, von geradezu existenzieller Bedeutung. Beide Städte beziehen seit vielen Jahrzehnten einen großen Teil ihres Selbstverständnisses aus der Festspielidee. Vor allem aber sind die Festivals ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor. Laut einer aktuellen Studie sichern die Salzburger Festspiele eine Beschäftigung von umgerechnet 2.800 Vollzeitarbeitsplätzen. In Bayreuth ist die Situation ähnlich, vor allem Gastronomie und Hotels erwirtschaften einen großen Teil ihres Jahresumsatzes in den Festspielmonaten.
Wie geht's weiter?
Der Umgang mit der Krise aber zeigt auch einen grundsätzlichen Unterschied: In Salzburg findet die Festspielleitung, mit tatkräftiger Hilfe von Stadt, Land und der Bundesregierung einen Weg, um die Festspiele zu retten und den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen, und modifiziert dafür das Programm Corona-gerecht. Diese Möglichkeit sieht die Leitung in Bayreuth für ihre Festspiele nicht. Wie fragil de Situation auch für die Salzburger Festspiele ist, hat sich ganz aktuell in den vergangenen Tagen gezeigt. In St. Wolfgang haben sich mehr als 60 Menschen mit dem Virus infiiert - nur 50 Kilometer von Salzburg entfernt.
Die Dokumentation beleuchtet die aktuelle Situation in den beiden berühmtesten Festspielstädten der Welt. Wie funktioniert das "Modell" Salzburg, in dem alle Akteure zum Besten der Stadt und der Festspiele zusammenarbeiten? Was wird alles getan, um sie möglichst sicher unter Corona-Bedingungen zu organisieren? Und was bedeutet die Absage der Wagner-Festspiele für Bayreuth und die Menschen in der Region? Wie gehen Sänger wie Günter Groissböck oder Camilla Nylund damit um? Gibt es mittelfristig Alternativen, wie sich Bayreuth als Kulturstadt aufstellen kann?