Eine filmische Hommage von Daniel Böhm
Ein Mythos geht unter. Und das nicht erst seit dem 4. August 2020, als 2750 Tonnen Ammoniumnitrat ausgerechnet die kosmopolitischsten Viertel von Beirut in Trümmer legten.
Der Tod der „Schweiz des Nahen Ostens“, wie der Libanon einst genannt wurde, ist ein quälend langsamer Prozess, der schon Jahre andauert. Ein brutaler Bürgerkrieg, Dauerchaos und zuletzt eine tiefe Wirtschaftskrise haben aus dem einst funkelnden Beirut eine dunkle, traurige Stadt gemacht.
Leuchtturm der Freiheit
Aber wie konnte es soweit kommen? Und was geht der arabischen Welt genau verloren, wenn Beirut, dieser einstige Leuchtturm der Freiheit, untergeht?
„Die letzten Tage von Beirut“ ist eine Hommage an den Mythos Beirut. Es ist eine filmische Liebeserklärung an eine Stadt, die Kampfplatz und kulturelle Kapitale des Nahen Ostens zugleich war und deren Lichter nun langsam ausgehen. In dem Film, der sich über einen ganzen Tag erstreckt, suchen so unterschiedliche Personen wie Edel-Strandclubbesitzer Walid Abou Nasser, die legendäre Theatermacherin Nidal Achkar und der einstige Kriegsherr Walid Joumblatt - gemeinsam mit weiteren Libanesinnen und Libanesen - nach Antworten. Die Architektin und Kuratorin Hala Younes hat 2018 den ersten libanesischen Pavillon der Architekturbiennale in Venedig gestaltet. In ihrer aktuellen Ausstellung " The places that remain" thematisiert auch sie die Frage, was Beirut so besonders macht – und wie die Stadt so tief fallen konnte.