Ein Film von Karsten Wolff
Es ist ein großer Fahndungserfolg, doch für die Ermittler nur ein halber. Die mutmaßlichen Diebe der Diamanten aus dem Dresdner Grünen Gewölbe sind gefasst, doch von der Beute des spektakulären Coups fehlt bisher jede Spur.
Die sechs Beschuldigten, Mitglieder des berüchtigten Berliner Remmo-Clans, schweigen. Derweil fahnden eine Sonderkommission, das BKA und einige LKAs weiter nach den Juwelen. Ihr Versicherungswert: 113 Millionen Euro. Und auch Privatermittler, Anwälte und Mäzene sind auf der Jagd nach dem Dresdener Kunstschatz.
Der Wert der Steine
Der Film analysiert die Möglichkeiten des Clans, seine Diamantenbeute zu Geld zu machen. Experten bewerten den Wert der Steine und die Möglichkeiten, den Diamantschatz auf legalen und illegalen Märkten zu verkaufen. Auch Vergleiche zu anderen spektakulären Kunstdiebstählen verdeutlichen, wie man mit langem Atem, behutsamer Strategie und viel Fingerspitzengefühl für die Regeln in der kriminellen Unterwelt die weltberühmten Kunstschätze zurückholen könnte.
Die Staatsanwälte in Dresden bereiten nun das Verfahren gegen die Angeklagten vor. Ihnen drohen bis zu 15 Jahren Gefängnis. Rückgabe der Diamantgarnituren gegen Haftminderung– auch das wäre eine denkbare Entwicklung. Noch Ende dieses Jahres soll der Prozess beginnen. Doch der Clan schweigt weiter hinter seiner Mauer aus Deutschlands besten und teuersten Strafverteidigern.
Einbruch während eines laufenden Prozesses?
Einer der Angeklagten ist Wissam Remmo. Er war schon an dem ebenso dreisten wie spektakulären Einbruch in das Berliner Bode Museum im März 2017 beteiligt. Dort stahl er eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze im Wert von 4 Millionen Euro. Hat er tatsächlich während des laufenden Goldmünze-Prozesses das Dresdner Grüne Gewölbe geplündert? Wissam Remmo wurde gemeinsam mit drei weiteren Verdächtigen Ende 2020, ein Jahr nach dem Dresdner Kunstraub, festgenommen. Ein weiterer Verdächtiger konnte im Mai 2021 gefasst werden, der sechste Angeklagte im vergangenen August.
„Bisher ist noch keiner der Diamanten irgendwo auf der Welt aufgetaucht“, sagt Marion Ackermann, Generaldirektorin der Dresdner Kunstsammlungen. Das macht Hoffnung. Die Expertisen von Ermittlern, Staatsanwälten, Diamanten-Experten, Anwälten und Privatermittlern geben Antworten auf die eine, zentrale Frage: Sind die Dresdener Juwelen für immer verloren – oder nicht? Und wie könnte man sie zurückbekommen?