Berlins Broadway liegt an der Friedrichstraße: Am 29. November 1919 eröffnete der Theaterimpresario Max Reinhardt das "Große Schauspielhaus". Damit begann die wechselvolle Geschichte des 1947 in "Friedrichstadt-Palast" umbenannten Hauses, als eines der meistbesuchten Theater der Republik. Und das durch alle zeitgeschichtlichen Phasen Deutschlands: durch die Zwanziger Jahre im Swinging Berlin, als Theater des Volkes im 2. Weltkrieg, als Gute-Laune-Fabrik der DDR und nach dem Mauerfall durch die schwierige Postwende-Zeit bis heute.
Das größte Revuetheater Europas
Wladimir Kaminer besuchte den Palast das erste Mal 1984 als junger Student. Jetzt ist er wieder hier, inside Friedrichstadt-Palast, auf gründlicher Entdeckungstour. "Wie ein Flug zum Mars", das ist Wladimir Kaminers erster Eindruck von der Show "Vivid". Sechs Monate lang schaut er sich immer wieder hinter den Kulissen von Europas größtem Revuetheater um.
Der Friedrichstadt-Palast ist ein Haus der Superlative: Er beherbergt die weltgrößte Theaterbühne, ausgestattet mit unzähligen technischen Finessen. Mehr als 100 Künstler spielen allabendlich die Show – vor fast 2000 Gästen. 'Vivid' ist ein gigantischer Farbenrausch: modernste Technik sorgt beim Publikum für Wow-Effekte, spektakuläre Kostüme und Hutkreationen, atemberaubende Show-Acts faszinieren Abend für Abend das Publikum. 500 Vorstellungen sind geplant, die Produktion hat 12 Millionen Euro gekostet und läuft über zwei Jahre; im Anschluss feiert gleich die nächste Show Premiere.
Wladimir Kaminer begleitet die junge Musical-Darstellerin Jaqueline Reinhold, die sich eine Hauptrolle in "Vivid" erobert hat, bei ihren ersten Schritten auf der Bühne, bei den Proben und schließlich bei ihrer Bühnenpremiere. Mit dem Engagement ist für sie ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.Mit dem Intendanten Dr. Berndt Schmidt spricht er über die bewegte Geschichte des Hauses – und darüber, wie er die Zukunft sieht.
Jede Show muss die Vorherige übertreffen
Der Schriftsteller besucht die dienstälteste Mitarbeiterin des Friedrichstadt-Palasts zuhause: Helga Molling war fast 55 Jahre lang am Friedrichstadt-Palast tätig, 20 davon als Tänzerin, bis 1980.
Beim Tischtennismatch unterhält er sich mit Kreativdirektor Oliver Hoppmann über die Herausforderung, alle zwei Jahre eine neue Show auf die Bühne zu bringen – und sich dabei jedes Mal wieder selbst zu übertreffen. Nachts, nach Ende der Show, proben die Akrobaten von Navas Troupe in ihren achteinhalb Meter hohen, rotierenden Stahlrädern, auf denen sie Seilspringen und Salti darbieten. Wladimir Kaminer darf selbst ins Laufrad.
So entdeckt Wladimir Kaminer von Besuch zu Besuch, von Gewerk zu Gewerk, lernt das geheime Leben hinter der Bühne des legendären Revuetheaters kennen - eine spannende und unterhaltsame Entdeckungsreise, die den Zuschauer in Räume blicken lässt, die ihm sonst verborgen bleiben.