Wladimir Kaminer begibt sich auf eine Entdeckungstour quer durch die deutsche Republik und feiert gemeinsam mit den Menschen vor Ort: ob bei großen Festen, oder bei kleinen, regionalen Ritualen und Bräuchen.
Die Weihnachtszeit und Dreckschweinfest
Das wohl bedeutendste deutsche Brauchtum begeht Wladimir Kaminer im Erzgebirge: Umgeben von Schwibbögen und Räuchermännern feiert er Weihnachten in Annaberg-Buchholz und lässt sich von Drechsler Jens Breitfeld in die Holzkunst einführen. Jens Breitfeld produziert schon seit 30 Jahren Räuchermänner und Weihnachtsengel - oder "Jahresendflügelfiguren", wie sie zu DDR-Zeiten bezeichnet wurden.
Mit der Hergisdorfer Pfingstgesellschaft im Kreis Mansfeld-Südharz vertreibt Kaminer beim alljährlichen Dreckschweinfest den Winter. Das Fest geht auf altgermanisches Brauchtum zurück und ist immaterielles Kulturgut der UNESCO.
Hexen, Teufel und Schützenfest
In Schierke im Harz trifft sich Wladimir Kaminer zur Walpurgisnacht mit dem Oberteufel Michael Gebbert. Jedes Jahr am 30. April verwandelt sich die Ortschaft am Brocken in einen brodelnden Hexenkessel, wenn Tausende Hexen und Teufel die Ankunft des Frühlings mit nächtlichen Freudenfeuern feiern.
Beim Schützenfest in Neuss ist die ganze Stadt dabei - es gilt als weltgrößtes überhaupt, und natürlich darf Wladimir Kaminer dort nicht fehlen. Überhaupt ist das Schützenwesen fester Bestandteil der deutschen Kultur und tief verwurzelt in regionalen Traditionen.
Tanzende Dirndl und Mittelalterspiele
In Greimharting am Chiemsee entdeckt Kaminer eine ur-bayerische Tradition und eine, von der er nie zuvor gehört hatte: das Dirndldrahn. Beim 6-Vereine-Preisplattln erlebt er bayerisches Brauchtum, Trachten, Volksmusik und Volkstanz - und eine hoch komplizierte, anstrengende Sportart. Wie das überhaupt funktioniert, ohne umzufallen, erfährt Kaminer von Dirndldreherin Magdalena Löhmann. Mit Sepp Bauer vom Greimhartinger Trachtenverein spricht er über passende Trachten und warum die Schuhplattler keine Nachwuchssorgen haben.
Die Husumer Ringreitergilde von 1826 feiert Sommerfest: mit einem großen Umzug hoch zu Pferde und natürlich begleitet von einer Blaskappelle quer durch die Stadt. Das Ringreiten ist verwandt mit dem mittelalterlichen Ringstechen, einer Zielübung mit der Lanze und ein alter Brauch an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Seit 2015 dürfen auch Frauen in der Gilde reiten: Kaminer begleitet Natascha Moinian bei den Spielen und spricht mit ihr über den Reiz des Ringreitens.
Neugierig und mit wachem Entdeckergeist mischt sich Wladimir Kaminer unters Volk: Es wird getanzt, geschossen, geritten, gekrönt, und zwischendrin wird es auch mal richtig schmutzig. "Die Deutschen feiern die Feste, wie sie fallen!", meint Kaminer und Anlässe, gemeinsam zu feiern, gibt es wirklich zuhauf. Eine wilde Reise durch Deutschland, von Nord nach Süd und von Ost nach West.
Ein Film von Nadja Kölling