Und selten war Lesen so relevant! In Zeiten von Krisen können Bücher für Klarheit sorgen, Gegenentwürfe und Bewältigungsstrategien liefern. Oder sie bereiten der Leserin und dem Leser einfach nur eine gute Zeit. Die Buchzeit hat die Frühjahrsproduktion der Verlage vorsortiert und eine Auswahl getroffen: Vier Romane werden vorgestellt und diskutiert. Dazu gibt es persönliche Lesetipps vom Expertenteam.
Bücher der Sendung
Ruben Blum ist Historiker an einem College der Ostküste. Vom Dekan der Universität wird er dazu verdonnert, einen Bewerber um eine Professur zu betreuen. Benzion Netanjahu ist, wie Blum, Historiker und Jude und der Vater des heutigen Ministerpräsidenten Israels. Die Betreuung dieses Gastes und seiner Familie entwickelt sich für Ruben Blum zu einem wahren Albtraum. Für seinen satirischen Roman über jüdische Identitätsfragen Die Netanjahus wurde Joshua Cohen 2022 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet.
Über fünfzig Jahre teilt die Schriftstellerin Helga Schubert ihr Leben mit ihrem Mann. Seit einigen Jahren ist er ein Pflegefall, dement und muss palliativ betreut werden. Immer an seiner Seite ist sie, reflektiert ihr gemeinsames Leben, ihre Verzweiflung und Einsamkeit, aber auch die kleinen Freuden, die bleiben, die Bedeutung von Liebe. Der heutige Tag. Ein Stundenbuch der Liebe
Salman Rushdie entführt in seinem jüngsten Roman Victory City seine Leserinnen und Leser nach Südindien in das 14. Jahrhundert. Das Waisenmädchen Pampa Kampana wird im Alter von neun Jahren von einer Göttin dazu auserkoren, aus einer Handvoll Samen eine Stadt zu gründen. Pampa Kampana erschafft ein Reich, in dem Frauen das Geschehen dirigieren und gleichberechtigt leben. Ein hedonistisches Reich, das auf ein tragisches Ende zusteuert.
Wer weiß schon, dass der Luftkurort Davos ein Vorbild hat: umgeben von niederschlesischen Bergen ist das kleine Görbersdorf das erste Sanatorium für Tuberkulosekranke. Der junge Student Mieczyslaw Wojnicz aus Lemberg erhofft sich hier Linderung oder Heilung seiner Schwindsucht. Kranke aus ganz Europa kommen im Sanatorium zusammen und diskutieren miteinander die drängenden Fragen der Zeit. Schnell wird Mieczyslaw Wojnicz aber auch mit mysteriösen Todesfällen konfrontiert und dunklen Mächten, die es vielleicht auch auf ihn abgesehen haben. Empusion ist eine „natur(un)heilkundliche Schauergeschichte“ und eine Hommage der Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk an Thomas Mann.