Die Literaturexpertinnen Barbara Vinken, Sandra Kegel und Katrin Schumacher diskutieren ausnahmsweise ohne Gert Scobel, der diesmal krankheitsbedingt ausfällt. Neben sich versöhnenden und miteinander abrechnenden Familien geht es dabei vor allem um ein Thema: Die Frage der eigenen Identität.
Die Buchempfehlungen der Sendung
Als seine Mutter stirbt, wird der fünfjährige Mikita von ihrem Bruder adoptiert. Bei Slaw und dessen Partner Lew genießt er eine glückliche Kindheit. Doch niemand darf wissen, dass die beiden ein homosexuelles Paar sind. Mit der Einschulung beginnt das Versteckspiel. Harte Vorurteile schlagen Mikita entgegen, machen ihn wütend und depressiv. Dann verliebt er sich selbst in einen Jungen. Die Lüge durfte in Russland nur mit der Altersbegrenzung 18+ erscheinen und ist das erste Buch des in Kasachstan geborenen Mikita Franko, das ins Deutsche übersetzt wurde.
Eine Frau muss wegen ihrer schmerzenden Knie die Trainingsjacke an den Nagel hängen. Genau in dem Moment verkündet ihr Mann, dass er einen Marathon laufen will, ohne jemals sportlich aktiv gewesen zu sein. Ein Wettlauf gegen das eigene Älterwerden beginnt. Mit kontrollierten Explosionen schreibt Lionel Shriver über Jugendwahn und Körperkult, Herdenmentalität, Identitätspolitik und die Missachtung von Älteren in der Gesellschaft: Die Letzten werden die Ersten sein.
Die Hauptfigur in Heinz Strunks neuem Roman hat genaue Vorstellungen seines Sommers: Roth will im kleinbürgerlichen Niendorf ein Buch schreiben, es soll die Abrechnung mit seiner Familie werden. Doch der Strandkorbvermieter und Besitzer des örtlichen Spirituosengeschäfts Breda und dessen Freundin Simone stören unerbittlich die friedliche Ruhe des Schriftstellers. Ein Sommer in Niendorf erzählt die Geschichte einer lästigen Zufallsgemeinschaft, die schon bald zur Obsession wird.
1752 reist der Botaniker Michel Adanson in den Senegal, um die afrikanische Fauna zu dokumentieren. Doch als ihn die Nachricht über das tragische Verschwinden einer jungen Frau erreicht, ändert sich sein Vorhaben. Jahre später entdeckt seine Tochter, verborgen im Nachlass des Naturwissenschaftlers, die wahre Geschichte der Reise. David Diop vereint in Reise ohne Wiederkehr die Abgründe des Kolonialismus mit der Suche eines Mannes, der sein weißes, westliches Weltbild neu ordnen muss.
Eine Sendung aus der Cadoro, dem Mainzer Zentrum für Kunst und Wissenschaft.